Wo er recht hat, hat er recht, der Bundeskanzler. Die Diskussion darüber, ob Deutschland der Ukraine Taurus- Marschflugkörper überlassen sollte, kennt schon eine ganze Reihe von peinlichen Momenten. Doch wer trägt die Schuld daran?

Die Luftwaffengeneräle, die sich abhören ließen? CDU und CSU, die Scholz einfach nicht gehorchen, obwohl er daran erinnert hat, dass er der Kanzler sei und gelte, was er entschieden habe? Die Dissidenten in der Ampelkoalition, die für die Lieferung sind, aber dagegen stimmen, wenn die Unionsparteien den Antrag stellen? Die Abweichler, die das zuerst auch taten, inzwischen aber mit der Union votieren? Und auch sonst alle, die – anders als die AfD, die Linkspartei und Sahra Wagenknecht – partout nicht erkennen wollen, dass die „Besonnenheit“ des Kanzlers der Weisheit letzter Schluss ist?

Wenn diese Debatte an Lächerlichkeit nicht überboten werden kann, wie Scholz meint, dann müsste der Kanzler sich allerdings zuerst selbst fragen, wie es so weit kommen konnte. Und warum nicht einmal mehr sein Wedeln mit der Richtlinienkompetenz für Ruhe sorgt, wenigstens in der eigenen Koalition. Wer aber wollte das von Scholz nach diesem Rundumschlag erwarten? Bekanntlich neigte er schon zuvor nicht dazu, an sich selbst zu zweifeln.

Anders als Verteidigungsminister Pistorius sieht Scholz auch keinen Grund, sich vom Einfrierer Mützenich zu distanzieren, dessen Appell bei den Verbündeten zu noch mehr Kopfschütteln geführt haben dürfte als das Taurus-Gewürge. Doch selbst wenn Scholz es wollte, könnte er Mützenich nicht an die Kandare nehmen. Denn ohne die Unterstützung des gelernten Friedenswissenschaftlers an der Spitze der SPD-Fraktion wären Scholz’ Tage als Kanzler gezählt.

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Und Mützenich will, die Meinungsumfragen im Blick, lieber über Verhandlungen mit Putin reden als darüber, „wo die Schrauben beim Taurus sitzen“. Wer bloß hatte mit diesen lächerlichen technischen Fragen angefangen und behauptet, dass nur deutsche Soldaten wüssten, was man am Taurus wie drehen muss?

QOSHE - Wo Scholz recht hat, hat er recht - Berthold Kohler
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Wo Scholz recht hat, hat er recht

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19.03.2024

Wo er recht hat, hat er recht, der Bundeskanzler. Die Diskussion darüber, ob Deutschland der Ukraine Taurus- Marschflugkörper überlassen sollte, kennt schon eine ganze Reihe von peinlichen Momenten. Doch wer trägt die Schuld daran?

Die Luftwaffengeneräle, die sich abhören ließen? CDU und CSU, die Scholz einfach nicht gehorchen, obwohl er daran erinnert hat, dass er der Kanzler sei und gelte, was er entschieden habe? Die Dissidenten in der Ampelkoalition, die für die Lieferung sind, aber dagegen stimmen, wenn die Unionsparteien den Antrag stellen? Die Abweichler,........

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