Das Drohen mit Atomwaffen hatte Putin eine Zeit lang seinen Unterlingen überlassen, die damit prahlten, wie schnell Moskau Berlin oder Warschau ausradieren könne. Denn die Chinesen, auf deren wohlwollende Neutralität der Kreml angewiesen ist, hatten diesem zu verstehen gegeben, dass sie das nukleare Säbelrasseln für unverantwortlich hielten.

Dass nun der Chef selbst wieder damit anfängt, dürfte zum einen an der bevorstehenden „Wahl“ liegen, vor der Putin sich als starker und furchtloser Beschützer des von Feinden umringten Russlands präsentieren will (die es sich, von der Ukraine bis hinauf nach Finnland, selbst gemacht hat).

Putins Drohgebärden haben aber auch den Zweck, den Westen von einer Unterstützung der Ukraine abzuhalten, die es dem Kreml schwer bis unmöglich machen würde, das Land auf die Knie zu zwingen.

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Erfolglos ist diese Taktik nicht. Bundeskanzler Scholz erklärt immer wieder, wie seine Maxime lautet: nichts zu tun, das über kurz oder lang zu der von Putin angedrohten Eskalation führen könnte. In der Konfrontation mit einem skrupellosen Alleinherrscher ist natürlich jeder Schritt gründlich zu bedenken. Doch darf man ihm nicht dauernd signalisieren, viel mehr Angst vor der Eskalation zu haben als er.

Das untergräbt die eigene Glaubwürdigkeit, ohne die Abschreckung nicht funktioniert. In Putins Kopf aber darf kein Zweifel daran aufkommen, dass er, sollte er wirklich so verrückt sein und als Erster den Atomknopf drücken, ganz sicher als Zweiter stirbt.

QOSHE - Woran Putin nie zweifeln darf - Berthold Kohler
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Woran Putin nie zweifeln darf

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29.02.2024

Das Drohen mit Atomwaffen hatte Putin eine Zeit lang seinen Unterlingen überlassen, die damit prahlten, wie schnell Moskau Berlin oder Warschau ausradieren könne. Denn die Chinesen, auf deren wohlwollende Neutralität der Kreml angewiesen ist, hatten diesem zu verstehen gegeben, dass sie das nukleare Säbelrasseln für unverantwortlich hielten.

Dass nun der Chef selbst wieder damit anfängt, dürfte zum einen an der bevorstehenden........

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