Hoffentlich haben die hessischen Gemeinden beim Blick nach Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr gelernt, was Kommunen passieren kann, wenn Hacker ihr Ziel erreichen. Denn dann kann es über Wochen hinweg heißen, dass nichts oder nur noch sehr wenig geht – und die Verwaltung im Kontakt mit ihren Bürgern in die analoge Ära zurückgeworfen wird.

Nun könnte man sagen, dass Deutschland in der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung so weit hinterherhinkt, dass man durch einen Hackerangriff ohnehin nicht viel kaputt machen kann. Doch ganz so rückständig sind die Kommunen dann auch nicht – einerseits. Andererseits ist die vorhandene Infrastruktur eben doch noch zu häufig anfällig, werden bestimmte Empfehlungen etwa des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI) nicht so befolgt und umgesetzt, wie es sein sollte.

Wer sich in der Wirtschaft umhört, bekommt kein anderes Bild gezeichnet: Die Hacker werden selbstbewusster, heißt es dort. Cyberangriffe kann man sich als Dienstleistung kaufen. Und inzwischen ist es in Amerika dem Vernehmen nach schon so weit, dass die Hacker selbst die Betroffenen ihres Angriffs bei den Behörden anzeigen, wenn die die geforderten Lösegelder nicht bezahlt haben. Frei nach dem Motto: Schauen sie einmal nach, ob da jemand seinen Meldepflichten nicht nachgekommen ist. Deshalb sollte man innehalten und über die Zahl nachdenken, wenn allein der Wetteraukreis berichtet, man sei im Durchschnitt eines Monats 12.000-mal angegriffen worden. Größere Städte können diese Zahl entsprechend ihrer Bekanntheit potenzieren.

Insofern ist es gut, dass nicht noch häufiger etwas passiert. Und doch: Schwachstellen lassen sich leicht finden, wie es zuletzt das Frankfurter Uniklinikum erleben musste, das danach monatelang mit der Beseitigung der Folgen des Hackerangriffs befasst war und ist. Eine einzige Schwachstelle im System kann das Einfallstor sein. Schon über die Suchfunktion der Internetseiten, die gehackt werden sollen, findet mancher Hacker wichtige Informationen.

Mehr zum Thema

1/

Wetteraukreis : Rund 12.000 Cyberangriffe im Monat

Wachsende IT-Gefahr : Schwachstelle Internetsicherheit – was Deutschland tun muss

Künstliche Intelligenz : Hessen sieht sich bei KI gut aufgestellt

Und dann gibt es noch ein systematisches Problem: Viele Rathäuser setzen auf Einzellösungen für jede Gemeinde. Einheitliche Standards und Angebote, verteidigt in der Cloud, könnten eine sicherere Alternative sein. Und das BSI hat eine Checkliste entwickelt, die Kommunen nutzen sollten: Würden sie sich daran halten, wäre der Schaden gegenüber bisherigen erfolgreichen Angriffen kleiner. Die Kommunen müssen in der Cyberabwehr professioneller werden. Die nächste Angriffswelle mithilfe der Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz steht unmittelbar bevor.

QOSHE - Kommunen im Visier der Hacker - Carsten Knop
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Kommunen im Visier der Hacker

12 2
13.02.2024

Hoffentlich haben die hessischen Gemeinden beim Blick nach Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr gelernt, was Kommunen passieren kann, wenn Hacker ihr Ziel erreichen. Denn dann kann es über Wochen hinweg heißen, dass nichts oder nur noch sehr wenig geht – und die Verwaltung im Kontakt mit ihren Bürgern in die analoge Ära zurückgeworfen wird.

Nun könnte man sagen, dass Deutschland in der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung so weit hinterherhinkt, dass man durch einen Hackerangriff ohnehin nicht viel kaputt machen kann. Doch ganz so rückständig sind die Kommunen dann auch nicht – einerseits. Andererseits ist die vorhandene Infrastruktur eben doch noch zu häufig anfällig, werden bestimmte........

© Frankfurter Allgemeine


Get it on Google Play