Da muss doch noch etwas nachklingen im Herzen, wenn so viele Menschen in Fußballstadien zum Weihnachtssingen gehen: Am Freitag im Stadion am Böllenfalltor in Darmstadt, aber vergleichbare Veranstaltungen gibt es im ganzen Land. Der Institution Kirche in ihrem aktuellen Zustand haben viele den Rücken gekehrt, Heimweh nach der Botschaft haben viele Menschen aber offenbar doch noch – ob sie es sich selbst eingestehen oder nicht.

Wie sie lautet? Fürchtet euch nicht, euch ist der Heiland geboren. „Es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind.“ (Jesaja 8,23). Nein, die Menschheit wird, wie sehr sie sich in nah und fern auch danebenbenimmt, nicht zum Teufel geschickt.

Das Kind allerdings, mit dessen Geburt Gott angefangen hat, uns eine neue Sprache beizubringen, brauchte an jenem Tag Offenbarer, nennen wir sie Engel, die den Menschen die Augen für die Wahrheit geöffnet haben: Hier geht es nicht um Reichtum, Besitz, Glanz, es geht um Zuneigung. Die Menschen spüren das sogar im Fußballstadion, unabhängig davon, ob sie Weihnachtslieder singen oder im Leben zwischen den jeweiligen Weihnachtsfeiertagen ihren Verein unterstützen.

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Dieses Gemeinschaftsgefühl auch in Familien und im Kollegenkreis zu (er-)leben, kann ein Weihnachtswunsch sein, den man sich selbst erfüllt. Weihnachten kann man seine Wünsche neu einüben, Ängste realistischer einschätzen, Dingen den richtigen Platz zuweisen. Das gilt auch für die Begleitung des politischen Alltags: Nein, in unserem Land hat sich nicht alles verschoben, die parlamentarische Demokratie funktioniert, wenn die Wähler konstruktiv und kritisch zugleich bleiben.

In Hessen kann man das alsbald mit einer neuen Regierungskoalition ausprobieren: Wird sie so viel für die Bildung tun, wie sie es prominent im Koalitionsvertrag verspricht? Gut wäre es, wenn wir weiser würden, fröhlicher, staunender, auch darüber, was trotz allen vermeintlichen oder tatsächlichen Versagens gelingt, im Unternehmen, in Stadt und Land.

Dankbarer werden, weniger oder besser nichts mehr als selbstverständlich nehmen, das wäre ein guter Plan. Weihnachtssingen kann man überall, nicht nur im Stadion. Der­halben jauchzt, mit Freuden singt: Gelobet sei mein Gott, mein Schöpfer reich von Rat.

QOSHE - Mit Freuden singt - Carsten Knop
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Mit Freuden singt

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23.12.2023

Da muss doch noch etwas nachklingen im Herzen, wenn so viele Menschen in Fußballstadien zum Weihnachtssingen gehen: Am Freitag im Stadion am Böllenfalltor in Darmstadt, aber vergleichbare Veranstaltungen gibt es im ganzen Land. Der Institution Kirche in ihrem aktuellen Zustand haben viele den Rücken gekehrt, Heimweh nach der Botschaft haben viele Menschen aber offenbar doch noch – ob sie es sich selbst eingestehen oder nicht.

Wie sie lautet? Fürchtet euch nicht, euch ist der Heiland geboren. „Es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind.“ (Jesaja 8,23). Nein, die Menschheit wird, wie sehr sie sich in........

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