Der Oberbürgermeister ist Dezernent für den Frankfurter Westen. Das ist gut, denn gerade dort gibt es viel zu tun. Die hohen Anteile an AfD-Wählern bei der Landtagswahl in Höchst, Nied oder Griesheim sprechen Bände. Und Mike Josef (SPD) hat recht: Es geht darum, schon im Kleinen neues Vertrauen in politisches Handeln zu schaffen und den Menschen Verlässlichkeit geben.

Leider gibt es im Westen auf der Basis dessen, was dort bisher erreicht worden ist, keinen Anlass zur Zufriedenheit. Auch wenn die Stadt gerade wieder einen Bericht dazu vorgelegt hat, um was man sich in den westlichen Stadtteilen kümmert, so reicht ein einziges Beispiel aus, um zu verdeut­lichen, was dort seit Jahrzehnten liegen bleibt.

Im Westen muss ein neues Gymnasium her, nicht nur mittelfristig, sondern so schnell wie möglich. Denn in allen westlichen Stadtteilen gibt es nur zwei gymnasiale Mittelstufen und eine einzige Oberstufe. Der Anteil an Gymnasiasten unter den Schülern, die im Westen eine weiterführende Schule besuchen, liegt nach den Angaben des Oberbürgermeisters bei 22 oder 23 Prozent.

Im gesamten Rest der Stadt aber besucht die Hälfte dieser Schülergruppe Gymnasien. Das bleibt ein Skandal. In der Stadt muss endlich etwas passieren, nachdem Nied vor einigen Jahren schon einmal ein Gymnasium zugesprochen bekommen hatte – das wegen der ungeklärten Standortfrage und der Diskussionen darum am Ende aber nur zur weiteren Beschädigung des unverdient schlechten Rufs des Stadtteils beigetragen hat.

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Und nun steht es an einer anderen Stelle. Es ist kein Trost, dass das Bikuz Höchst eine der am stärksten frequentierten Bildungseinrichtungen im Westen ist. Auch die bisherigen Schulplanungen in Griesheim fangen diesen Malus nicht auf. Gerade das aber könnte sich ändern – auf dem ehemaligen Fiat-Gelände könnte die Stadt ein Gymnasium bauen, nicht die dort bisher vorgesehenen Schulen.

Sie muss es sogar tun, wenn sie auf die Wünsche der Eltern hören will. Denn gerade die aufstrebenden Facharbeiter aus dem Westen wollen stolz darauf sein können, dass ihre Kinder auf das Gymnasium gehen. Das sollte der SPD-Bildungsdezernentin eine Verpflichtung sein: Ein Beschluss der Stadtverordnetenversammlung reicht aus, um die Planungen pro Gymnasium im Westen zu verändern. So einfach wäre es.

QOSHE - Warum Griesheim ein Gymnasium braucht - Carsten Knop
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Warum Griesheim ein Gymnasium braucht

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20.12.2023

Der Oberbürgermeister ist Dezernent für den Frankfurter Westen. Das ist gut, denn gerade dort gibt es viel zu tun. Die hohen Anteile an AfD-Wählern bei der Landtagswahl in Höchst, Nied oder Griesheim sprechen Bände. Und Mike Josef (SPD) hat recht: Es geht darum, schon im Kleinen neues Vertrauen in politisches Handeln zu schaffen und den Menschen Verlässlichkeit geben.

Leider gibt es im Westen auf der Basis dessen, was dort bisher erreicht worden ist, keinen Anlass zur Zufriedenheit. Auch wenn die Stadt gerade wieder einen Bericht dazu vorgelegt hat, um was man sich in den westlichen Stadtteilen kümmert, so reicht ein einziges Beispiel aus,........

© Frankfurter Allgemeine


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