Im Ton nicht so vehement wie sein ausladender Aufruf zu Beginn des Jahres, wo Jürgen Habermas für Verhandlungen im Ukraine-Krieg stritt, ohne Wege aufzuzeigen, wie sie aufgenommen werden könnten, solange ein imperialer Aggressor (Putin) das Nichtseinsollen eines anderen Landes (Ukraine) als unverhandelbar ansieht. Beziehungslos schwebte da ein weiter nicht explizierter Grundsatz des „Nichtseinsollen des Krieges“ im Raum.

Seinerzeit konnte man den Eindruck gewinnen, Angreifern und Verteidigern sollte gleichermaßen ins Gewissen geredet werden. Damit war eine Symmetrie der Gewalt nahegelegt, die Unterschiede in ihrer Rechtfertigung verwischte und damit den moralisch-politischen Orientierungsversuch fragwürdig machte. Im Blick auf die Lage in Nahost geht Habermas nun anders vor, die Hamas wird als Aggressor benannt, Israel das Recht auf Verteidigung zugestanden. In einer Stellungnahme des Frankfurter Forschungszentrums „Normative Orders“ spricht er von einem „prinzipiell gerechtfertigten Gegenschlag“ Israels gegen das Massaker der Hamas, dem die erklärte Absicht zugrunde liege, „jüdisches Leben generell zu vernichten“.

QOSHE - Habermas warnt vor verrutschten Maßstäben - Christian Geyer
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Habermas warnt vor verrutschten Maßstäben

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15.11.2023

Im Ton nicht so vehement wie sein ausladender Aufruf zu Beginn des Jahres, wo Jürgen Habermas für Verhandlungen im Ukraine-Krieg stritt, ohne Wege aufzuzeigen, wie sie aufgenommen werden könnten, solange ein imperialer Aggressor (Putin) das Nichtseinsollen eines anderen Landes........

© Frankfurter Allgemeine


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