Der italienische Rüstungskonzern Leonardo will im europäischen Rüstungsgeschäft ein Anbieter sein, an dem man nicht mehr vorbeikommt. Das ist eine der wichtigsten Botschaften, die der noch vergleichsweise neue Vorstandsvorsitzende Roberto Cingolani am Dienstag bei der Vorstellung seines mehrjährigen Strategieplanes loswerden wollte. Dabei will Leonardo die ganze Bandbreite des Verteidigungsbereiches besetzen und auch in den zuletzt vernachlässigten Sektoren der Panzertechnologie und der Raumfahrt mitmischen. Das ist zunächst eine gute Nachricht für Europa.

Leonardo ist bis heute durch die Fertigung des Kampfjets F-35 und von Boeing-Bauteilen auch stark mit den Vereinigten Staaten verbandelt; für das Kampfflugzeug der nächsten Generation arbeitet der Konzern zudem mit BAE Systems aus Großbritannien und Mitsubishi in Japan zusammen – in Konkurrenz zu Airbus und Dassault im FCAS-Projekt. Bei den Panzern ist geplant, dass Leonardo stärker in das deutsch-französische Gespann KNDS eingespannt wird, in welcher Form auch immer. Es baut heute den Leopard und den Leclerc und soll in Zukunft ein supermodernes Bodensystem entwickeln.

Bekanntlich knirscht es oft zwischen Franzosen und Deutschen, die Hinzunahme eines dritten Partners könnte manche Blockade auflösen – abgesehen von neuen Aufträgen durch das italienische Militär, die drittgrößten Streitkräfte in der Europäischen Union. Doch bisher ist nichts entschieden. Neue Partner können auch Verzögerungen und Komplikationen bringen. Voraussetzung für ein Gelingen ist, dass sich die Regierungen und ihre Militärs einig sind, welches Material sie brauchen. Gemeinsame Plattformen müssen dabei die Priorität haben, ansonsten wird die europäische Fragmentierung mit ihren bekannten Ineffizienzen fortgesetzt.

Auch das Hickhack zwischen den Regierungen, in welchem Land welche Anteile produziert werden, muss einem gemeinschaftlichen Ansatz weichen – ein Hinweis auf die Bedrohung durch Russland sollte als Begründung reichen. Leonardos Plan der Integration in europäische Bündnisse klingt auf dem Papier somit gut; es ist zu hoffen, dass es sich dabei nicht nur um naive Träume eines neuen Vorstandsvorsitzenden handelt, hinter dem zudem eine Regierung in Rom steht, der nationalistische Anwandlungen nicht fremd sind.

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Leonardo für Europa

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13.03.2024

Der italienische Rüstungskonzern Leonardo will im europäischen Rüstungsgeschäft ein Anbieter sein, an dem man nicht mehr vorbeikommt. Das ist eine der wichtigsten Botschaften, die der noch vergleichsweise neue Vorstandsvorsitzende Roberto Cingolani am Dienstag bei der Vorstellung seines mehrjährigen Strategieplanes loswerden wollte. Dabei will Leonardo die ganze Bandbreite des Verteidigungsbereiches besetzen und auch in den zuletzt vernachlässigten Sektoren der Panzertechnologie und der Raumfahrt mitmischen. Das ist zunächst eine gute Nachricht für Europa.

Leonardo ist bis heute durch die Fertigung des Kampfjets F-35 und von........

© Frankfurter Allgemeine


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