Der CO2-Preis ist eine sinnvolle Sache. Er hat die Aufgabe, sogenannte externe Kosten, die unser Verhalten in unzähligen Alltagsentscheidungen zulasten des Klimas erzeugt, zu „internalisieren“. Das bedeutet, diese Kosten sollen von demjenigen, der die Entscheidung etwa bei der Wahl eines Verkehrsmittels oder einer Heizung trifft, getragen werden, damit er sie bei seiner Entscheidung angemessen berücksichtigt. Die Hoffnung: Wenn alle die Kosten angemessen berücksichtigen, entscheiden sie richtig, auch im Sinne des Klimas.

Die aktuelle Anhebung des CO2-Preises zeigt aber wieder einige Schwierigkeiten, die mit diesem Konzept verbunden sind.

Einmal: Niemand kennt die externen Kosten so ganz genau. Die Höhe des CO2-Preises wird politisch festgelegt, nach einem Gefühl der Zumutbarkeit. Als es in der Bevölkerung Gemurre über hohe Benzinpreise gab, wurde die Erhöhung des CO2-Preises ausgesetzt. Als dagegen jetzt Geld im Haushalt fehlte, wurde der Preis kurzerhand stärker erhöht als geplant. Wenn der CO2-Preis glaubhaft dazu dienen soll, die externen Klimakosten zu internalisieren, darf seine Höhe nicht von vollkommen anderen Überlegungen abhängen.

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Zudem gibt es zwei Wege, wie der CO2-Preis wirken kann. Einmal über die Budgetrestriktion: Wenn Benzin immer teurer wird, könnten die Ärmsten irgendwann nicht mehr Auto fahren. Oder über eine Verschiebung der relativen Preise: Wenn Autofahren relativ zum Bahnfahrer teurer wird, fahren mehr Leute Bahn.

Letzteres ist beabsichtigt. Damit das Ganze nicht zu einem Projekt zulasten der Ärmeren wird, sollten die Einnahmen aus dem CO2-Preis eigentlich als Klimageld ausgeschüttet werden. Wenn man auf Dauer politische Unterstützung für das Konzept haben will, darf man so etwas aber nicht zuerst ankündigen und dann im Sande verlaufen lassen.

QOSHE - Der CO2-Preis ist eine gute Sache, aber... - Christian Siedenbiedel
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Der CO2-Preis ist eine gute Sache, aber...

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03.01.2024

Der CO2-Preis ist eine sinnvolle Sache. Er hat die Aufgabe, sogenannte externe Kosten, die unser Verhalten in unzähligen Alltagsentscheidungen zulasten des Klimas erzeugt, zu „internalisieren“. Das bedeutet, diese Kosten sollen von demjenigen, der die Entscheidung etwa bei der Wahl eines Verkehrsmittels oder einer Heizung trifft, getragen werden, damit er sie bei seiner Entscheidung angemessen berücksichtigt. Die Hoffnung: Wenn alle die Kosten angemessen berücksichtigen, entscheiden sie richtig, auch im Sinne........

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