Christine Lagarde, die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), lässt im Moment keine Gelegenheit aus, den Juni im Zusammenhang mit einer ersten möglichen Zinssenkung im Euroraum zu erwähnen.
Was beim Weltwirtschaftsforum in Davos noch etwas vorsichtig klang, wurde nach der März-Sitzung des EZB-Rates schon deutlicher. Und auch bei der wichtigen Notenbanker-Tagung „The ECB and Its Watchers“ klang die EZB-Präsidentin für Notenbankerverhältnisse klar.
Was kann jetzt noch dazwischenkommen? Anscheinend will die Notenbank die Zahlen zur Lohnentwicklung im Euroraum, die Ende Mai kommen, noch abwarten; als letzten Beweis dafür, dass die Inflation zurückgeht.
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Das ist klug. Es ist wichtig bei der Inflationsbekämpfung, dass man nicht zu früh aufhört, wie die Geschichte zeigt. Es ist angesichts der Situation am Arbeitsmarkt immerhin alles andere als unwahrscheinlich, dass die höheren Löhne irgendwann auch einen Beitrag zur Inflation leisten werden. Allerdings ist schon unwahrscheinlich, dass das so schnell so stark passiert, dass die Notenbank sich dadurch von ihren Plänen für eine ersten Zinssenkung im Sommer abbringen lassen wird. Zumal die EZB sich überhaupt nicht genau festgelegt hat, wie stark denn die Löhne steigen müssten, damit sie auf eine Zinssenkung verzichtet.
Im Moment also sieht alles so aus, als ob die EZB im Juni die Leitzinsen herabsetzt – diesmal womöglich sogar vor Amerikas Notenbank Fed.