Was ist eine Schande? Wenn man sich mit der Logik der „Bild“-Zeitung auseinandersetzt – was man manchmal leider machen muss, weil sie im großen Spiel des deutschen Spitzensports kein kleiner Spieler ist –, dann sind die Leichtathletinnen und Leichtathleten, die im Sommer ohne WM-Medaille aus Budapest zurückkehrten, genau das.
Doch was ist denn die Schande daran, dass dem Speerwerfer Julian Weber 88 Zentimeter, dass dem Geher Christopher Linke, der in seinem Rennen einen deutschen Rekord aufstellte, 23 Sekunden für eine Medaille fehlten?
Was ist die Schande daran, dass diese Menschen ihr Leben fast Tag für Tag einer Leidenschaft unterordnen und im Wettstreit mit den Leidenschaftlichsten der Welt dann Vierter und Fünfter werden?
Die, die so was schaffen, sollten stolz sein und sich sicher nicht dafür schämen, dass sie den ausbeuterischen Produktionsprozess durchstehen, der auch der Spitzensport in Deutschland mit der Medaille als erwartetem Mehrwert oft ist.
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Schämen müssen sich nur die, die sich angeblich für diese Athletinnen und Athleten einsetzen, aber wohl auch im Olympiajahr 2024 nicht neu diskutieren und definieren wollen, was Spitzensport eigentlich sein soll.