Was ist noch langweiliger als der Umstand, dass Lionel Messi das nächste Mal Weltfußballer geworden ist? Sich über den Umstand aufzuregen, dass Lionel Messi das nächste Mal Weltfußballer geworden ist.

Am Montagabend hat der Fußballweltverband FIFA als Höhepunkt seiner „The Best“-Gala verkündet, dass in der Kategorie der Männer – in der neben den Kapitänen und Trainern der Nationalmannschaften pro Verbandsland auch ein Vertreter eines Mediums abstimmen durfte – schon wieder Messi gewonnen hat. Am Dienstagmorgen veröffentlichte daraufhin das Fußballfachmagazin „Kicker“ auf seiner Internetseite einen Kommentar mit der Überschrift: „Messi vor Haaland: Das ist völlig daneben“. Weil nicht Weltfußballer sein kann, wer nicht Weltfußballer sein darf?

An dieser Stelle sollte man wahrscheinlich darauf hinweisen, dass das Medium aus Deutschland, das für die FIFA-Wahl einen seiner Journalisten aussuchen durfte, eben der „Kicker“ war. Und wenn man suchte, für welchen Spieler der Journalist stimmte, dann fand man: Erling Haaland, Stürmer, Manchester City.

Man könnte nun mit Blick auf die Art und Weise, wie Manchester City in der vergangenen Saison die Champions und die Premier League dominierte, mit dem Fachmagazin die interessante Fachdiskussion starten, ob es nicht eigentlich völlig daneben ist, den Stürmer Haaland trotz der 48 Tore, die er in der vergangenen Saison in den beiden Wettbewerben schoss, vor den belgischen Mittelfeldspieler Kevin De Bruyne, vor den spanischen Mittelfeldspieler Rodri oder vielleicht sogar vor den deutschen Mittelfeldspieler İlkay Gündoğan zu setzen.

Doch wer wirklich über diese Weltfußballerwahl diskutieren will, sollte ganz grundsätzlich darüber diskutieren, wie über Sport diskutiert wird. Und damit über den Trend, der in den 2020er-Jahren so dominant ist wie noch nie: die Superstarisierung der Sportler. Es geht gerade im Männerfußball immer mehr darum, wer spielt – und nicht darum, wie gespielt wird. Wer selbst aus dem unwichtigsten Tor, das Messi in Miami schießt, eine wichtige Meldung macht, der sollte sich nicht wundern, dass dieser Messi dann auch Weltfußballer wird. So ist das mit der Ökonomie der Aufmerksamkeit.

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Und auch wenn wir uns nun hoffentlich nicht darüber aufgeregt haben, dass Messi Weltfußballer geworden ist, ist dieser Text dennoch der Beleg, dass auch wir uns der Logik der Aufmerksamkeitsökonomie wieder nicht entziehen konnten.

QOSHE - Warum die Messi-Wahl kein Aufreger ist - Christopher Meltzer
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Warum die Messi-Wahl kein Aufreger ist

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16.01.2024

Was ist noch langweiliger als der Umstand, dass Lionel Messi das nächste Mal Weltfußballer geworden ist? Sich über den Umstand aufzuregen, dass Lionel Messi das nächste Mal Weltfußballer geworden ist.

Am Montagabend hat der Fußballweltverband FIFA als Höhepunkt seiner „The Best“-Gala verkündet, dass in der Kategorie der Männer – in der neben den Kapitänen und Trainern der Nationalmannschaften pro Verbandsland auch ein Vertreter eines Mediums abstimmen durfte – schon wieder Messi gewonnen hat. Am Dienstagmorgen veröffentlichte daraufhin das Fußballfachmagazin „Kicker“ auf seiner Internetseite einen Kommentar mit der Überschrift:........

© Frankfurter Allgemeine


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