Wie schön die vergangenen Wochen waren, zeigt sich erst im Rückblick: Der Trübe-Tassen-Monat Februar verging fast ohne Arbeitskampf von Bus und Bahn. Die Nadelstiche der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in den vergangenen Tagen forderten den Berufspendlern nur verhältnismäßig ­wenig ab. Vor dem Hintergrund ­ des verfassungsrechtlich verbrieften Streikrechts ist das eine hinzunehmende Unannehmlichkeit.

Doch seit Donnerstagnachmittag ist klar: Mit dem schönen Frieden hat es ein Ende, denn schon sind die Lokführer von der GDL wieder auf den Barrikaden. Die vereinbarten vertraulichen Verhandlungen haben sie am Donnerstag vorzeitig abgebrochen. Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, sind neue Ausstände im Fern-, Regional- und Güterverkehr unausweichlich.

Auch wenn das kaum noch möglich scheint: Diese Eskalation hat wieder eine neue Qualität. Diesmal gibt es nicht nur wechselseitige Schuldzuweisungen über die Gründe für das Scheitern der Verhandlung. Die sind schnell benannt: Noch immer liegt man bei der Arbeitszeit weit auseinander: Die Bahn fürchtet, bei einer allzu großzügigen Reduzierung der Arbeitszeit ihr Angebot nicht mehr aufrechterhalten zu können. Die GDL pocht darauf, den Beruf damit attraktiver zu machen, dann käm der Nachwuchs quasi von allein. Neu sind hingegen die Schuldzuweisungen an den Staatskonzern, die Vertraulichkeit mit „Durchstechereien“ an Medien verletzt zu haben. Man selbst gibt sich bewusst regeltreu. Die Bahn weist diesen Vor­wurf entschieden zurück.

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Diese absurde Zankerei auf einem Nebenkriegsschauplatz könnte die genervte Öffentlichkeit getrost ignorieren, wäre sie nicht Ausdruck einer komplett gestörten Verhandlungs­atmosphäre, die offensichtlich nicht einmal zwei externe Verhandlungsprofis kitten konnten. Doch mit diesem Ballast im Gepäck wird man niemals zu einer gütlichen Einigung gelangen. Es ist höchste Zeit, dass diese Verhandlungen in die produktiven Bahnen eines geordneten Schlichtungsverfahrens gelenkt werden. Niemand erwartet von einer Tarifauseinandersetzung, dass sie konfliktfrei abläuft. Aber ein Ende sollten sie irgendwann schon haben.

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Bahnschlichtung jetzt!

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01.03.2024

Wie schön die vergangenen Wochen waren, zeigt sich erst im Rückblick: Der Trübe-Tassen-Monat Februar verging fast ohne Arbeitskampf von Bus und Bahn. Die Nadelstiche der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in den vergangenen Tagen forderten den Berufspendlern nur verhältnismäßig ­wenig ab. Vor dem Hintergrund ­ des verfassungsrechtlich verbrieften Streikrechts ist das eine hinzunehmende Unannehmlichkeit.

Doch seit Donnerstagnachmittag ist klar: Mit dem schönen Frieden hat es ein Ende, denn schon sind die Lokführer von der GDL wieder auf den Barrikaden. Die........

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