Gleich zweimal ging in jüngerer Zeit eine Bundestagswahl auch deswegen verloren, weil der Kampf um die Spitzenkandidatur zu spät ausgetragen wurde oder zu lange gedauert hatte. 2017 hatte der sozialdemokratische Schulz-Zug erst im Januar Fahrt aufgenommen, um mangels programmatischer Vorbereitung schon im Frühjahr im inhaltlichen Nirwana zu enden.

Vier Jahre später machten es die Unionsparteien nicht besser. Der zähe Machtkampf zwischen Laschet und Söder verhinderte bis zum Frühjahr 2021 eine rechtzeitige Konturierung der Wahlkampagne. Auch deswegen hatte Laschet gegen die Scholz-SPD das Nachsehen – die ihrerseits aus den Fehlern von 2017 gelernt hatte. Mit „Respekt“ waren die Sozialdemokraten schon am Start, als CDU und CSU sich noch beharkten.

Friedrich Merz wäre daher gut beraten, rechtzeitig eine Entscheidung über die Spitzenkandidatur für die Bundestagswahl herbeizuführen – wobei vieles dafür spricht, nicht bis nach den Landtagswahlen im Herbst zu warten. Denn sollte nichts Unvorhergesehenes eintreten, dürfte ihm das Zugriffsrecht schon vor dem Sommer nicht mehr zu nehmen sein.

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Dann aber könnte er die Wahlkämpfe in Sachsen, Thüringen und Brandenburg zu einer Abstimmung über den Anspruch der Union machen, die nächste Bundesregierung anzuführen. Sollte er annehmen, dass dieses Konzept nicht aufgehen dürfte, sollte er vielleicht gar nicht erst antreten.

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Merz sollte nicht zu lange warten

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29.12.2023

Gleich zweimal ging in jüngerer Zeit eine Bundestagswahl auch deswegen verloren, weil der Kampf um die Spitzenkandidatur zu spät ausgetragen wurde oder zu lange gedauert hatte. 2017 hatte der sozialdemokratische Schulz-Zug erst im Januar Fahrt aufgenommen, um mangels programmatischer Vorbereitung schon im Frühjahr im inhaltlichen Nirwana zu enden.

Vier Jahre später machten es die Unionsparteien........

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