Es ist gut, dass Deutschland auf die Straßen geht. Das Engagement von Hunderttausenden Menschen, die sich seit Tagen auf Demons­trationen begeben, um ein Zeichen gegen rechtsextremes Gedankengut in der Gesellschaft zu setzen, ist beachtlich. Viele, die sich durch die vom Recherchenetzwerk Correctiv zutage geförderten Pläne rechtsextremer Gruppierungen für eine „Remigration“ und massenhafte Deportation von Ausländern und Deutschen mit Migrationshintergrund in ihrer Existenz massiv bedroht fühlen müssen, werden die Menschenmengen als Zeichen der Solidarität begreifen. Vielleicht bauen die Demonstrationen gar Brücken für diese Menschen in unsere Gesellschaft, wenn sie teilnehmen an der Massenbewegung. Die ganze Welt sieht durch die Bilder der Proteste zudem, dass unsere Demokratie aufsteht gegen Feinde der Staatsform und Widerwillen ausdrückt gegen das populistische Agieren der AfD.

Aber das reicht nicht. So wie es auch nicht reicht, Lösungen von der Politik, von der Regierung und den Parteien des demokratischen Spektrums zu fordern. Die Versammlungen all jener, die sich in ihrer Ablehnung der AfD einig sind, drängen wie die politische Debatte nämlich einen Großteil der Wähler dieser in Teilen rechtsextremen Partei weiter in eine Ecke; sie verengen den Blick durch Mauern, zwischen denen ein Perspektivwechsel nicht möglich ist.

QOSHE - Aus der Ecke in den Ring - Daniel Meuren
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Aus der Ecke in den Ring

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27.01.2024

Es ist gut, dass Deutschland auf die Straßen geht. Das Engagement von Hunderttausenden Menschen, die sich seit Tagen auf Demons­trationen begeben, um ein Zeichen gegen rechtsextremes Gedankengut in der Gesellschaft zu setzen, ist beachtlich. Viele, die sich durch die vom Recherchenetzwerk Correctiv zutage geförderten Pläne rechtsextremer........

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