Flüchtlingskrise, Corona, Energiekrise: Seit 2015 wird der Sport fast jedes Jahr im Winter ganz besonders belastet, weil Sporthallen aus unterschiedlichen Gründen gesperrt oder zumindest nur teilweise geöffnet werden. Die Vereine, ohnehin schon aufgrund des Mangels an geeigneten Sportstätten ausgebremst, müssen auch jetzt wieder mit Ungewissheiten leben, die existenzgefährdend sind. Denn abermals greifen Kommunen mit Schubladendenken auf die Hallen zurück, um Flüchtlinge unterbringen zu können.

Seit Jahren hat es die Politik versäumt, Einrichtungen mit Perspektive zu planen. Über Zuständigkeiten und Geld wurde gestritten, und auch aus wahltaktischen Gründen blieb oft, wenn auch ungesagt, im Raum stehen, dass die Flüchtlingsströme ein vorübergehendes Phänomen seien. Und jetzt, wo in Berlin von einer „härteren Linie“ die Rede ist und davon, dass Abschiebungen erleichtert werden sollen, steht die Debatte über dauerhafte Lösungen der Unterbringungsfrage nicht im Vordergrund.

Also ist es abermals der Breitensport, der geben soll, auch weil seine Lobby, wie man in Wahlkämpfen abseits von Sonntagsreden immer wieder feststellen kann, offenkundig zu schwach ist. Der Sport entscheidet, obgleich über 24 Millionen Deutsche allein in den Vereinen organisiert sind, nicht über Wahlsiege.

Aber: Trotz der Krisen der vergangenen Jahre bewegen sich die Mitgliederzahlen der im Sportkreis Frankfurt organisierten Vereine auf einem Rekordniveau, selbst wenn man die Werte um das Wachstum der Fan- und Förderabteilung der Eintracht mit ihren passiven Mitgliedern bereinigt. Roland Frischkorn führt als Vorsitzender des Sportkreises die steigenden Zahlen darauf zurück, dass der Sport gerade auch Flüchtlinge zu integrieren versteht mit seinen Angeboten. Diese Arbeit im Dienste des sozialen Friedens sieht der Sportkreis zurecht gefährdet, wenn den Vereinen nun abermals die Sporthallen genommen werden.

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Erschwerend kommt hinzu, dass sich der Sport übergangen fühlt bei der Entscheidungsfindung: Statt die Expertise der Vereine von Beginn an einzubeziehen, teilte das Frankfurter Sozialdezernat nun kurzfristig mit, dass zwei Hallen vom nächsten Werktag an benötigt würden. Das ist respektloser Umgang mit Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Dass verwaltungsintern auch das Sportdezernat offenbar vor vollendete Tatsachen gestellt wurde, kann zudem als Affront gegen Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) bewertet werden, der das Amt des Sportdezernenten innehat und immer wieder die Kraft und Bedeutung des Sports für die Gesellschaft hervorhebt.

QOSHE - Respektloser Umgang - Daniel Meuren
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Respektloser Umgang

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17.11.2023

Flüchtlingskrise, Corona, Energiekrise: Seit 2015 wird der Sport fast jedes Jahr im Winter ganz besonders belastet, weil Sporthallen aus unterschiedlichen Gründen gesperrt oder zumindest nur teilweise geöffnet werden. Die Vereine, ohnehin schon aufgrund des Mangels an geeigneten Sportstätten ausgebremst, müssen auch jetzt wieder mit Ungewissheiten leben, die existenzgefährdend sind. Denn abermals greifen Kommunen mit Schubladendenken auf die Hallen zurück, um Flüchtlinge unterbringen zu können.

Seit Jahren hat es die Politik versäumt, Einrichtungen mit Perspektive zu planen. Über Zuständigkeiten und Geld wurde gestritten, und auch aus wahltaktischen Gründen blieb oft, wenn auch ungesagt,........

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