Die Welt ist komplex, deshalb wünschen sich Menschen als Grundlage für ihre Entscheidungen leicht recherchierbare und nachvollziehbare Daten. Folgerichtig sind Rankings und Ratings so beliebt: Hier wird eine Vielzahl von Informationen zusammengefasst und auf einen oder wenige Werte destilliert. Genau deshalb wird der in London entwickelte Global Financial Centre Index häufig zitiert: In Zeiten, in denen die weltweiten Finanzplätze so intensiv wie noch nie um Geschäft wetteifern, blicken Entscheider in Unternehmen und Behörden, aber auch Vertreter der Medien gerne auf ein Ranking, um sich zu vergewissern, wie attraktiv ein Finanzplatz im globalen Vergleich eigentlich ist.

Dass Frankfurt in dem neu entwickelten Index, an dem Wissenschaftler aus Paris und Frankfurt beteiligt waren, nun unter den Top Ten der attraktivsten Finanzplätze landet, ist für die Stadt alles andere als unwichtig. Schließlich hat jüngst erst Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) angekündigt, bei der Bundesregierung in Berlin dafür werben zu wollen, sich dort stärker für die Belange des Finanzplatzes Frankfurt einzusetzen.

Dieses Werben Josefs beinhaltet den Wunsch, künftig etwa beim Bemühen um Neuansiedlungen von Aufsichtsbehörden oder Geldinstituten in der Bundeshauptstadt eindeutig für Frankfurt zu kämpfen und nicht für den Finanzplatz Deutschland, der auch Börsenplätze in Stuttgart und München oder auch kleinere Standorte wie Berlin einbezieht.

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In anderen Ländern ist die Sache klar: Paris ist in Frankreich, London in Großbritannien, New York in den USA die klare Nummer eins. Wenn Frankfurt, das ohnehin einen Größennachteil gegenüber diesen Weltmetropolen hat, im Ringen um Relevanz und damit um Geschäft mithalten will, müssen alle Kräfte auf Bundes- und Landesebene auf einen Ort fokussiert, seine Interessen gehört und selbstbewusst vertreten werden. Dabei kann es nur um Frankfurt gehen. Dass etwa Berlin in dem neuen Index nicht vertreten ist, ist hier ein deutliches Zeichen. Der neue Finanzplatz-Index besagt, dass Frankfurt der sechstattraktivste Finanzplatz der Welt ist. Das ist eine erfreuliche Bestandsaufnahme – aber auch eine Verantwortung, diesen Status zumindest zu bewahren.

QOSHE - Frankfurt, nicht Berlin! - Daniel Schleidt
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Frankfurt, nicht Berlin!

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23.11.2023

Die Welt ist komplex, deshalb wünschen sich Menschen als Grundlage für ihre Entscheidungen leicht recherchierbare und nachvollziehbare Daten. Folgerichtig sind Rankings und Ratings so beliebt: Hier wird eine Vielzahl von Informationen zusammengefasst und auf einen oder wenige Werte destilliert. Genau deshalb wird der in London entwickelte Global Financial Centre Index häufig zitiert: In Zeiten, in denen die weltweiten Finanzplätze so intensiv wie noch nie um Geschäft wetteifern, blicken Entscheider in Unternehmen und Behörden, aber auch Vertreter der Medien gerne auf ein Ranking, um sich zu vergewissern, wie........

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