So spannend war es lange nicht mehr in der Industrie- und Handelskammer Frankfurt. Das ist grundsätzlich ein gutes Zeichen. Zum einen hat die Kandidatur von Olympiasieger Michael Groß allein durch dessen Bekanntheitsgrad Aufmerksamkeit auf die Kammer gelenkt. Dass die Vollversammlung als Parlament der Frankfurter Wirtschaft zum anderen erstmals seit langer Zeit einmal wieder eine echte Wahl hatte, spricht darüber hinaus dafür, dass das Amt des Präsidenten und die Kammer selbst eine gewisse Attraktivität ausüben.

Beides ist gut. Denn die IHK kann in Zeiten, da die für das Wohlergehen der Region und ihrer Menschen so wichtigen Belange der Wirtschaft bisweilen in den Hintergrund zu geraten drohen, Aufmerksamkeit und engagierte Unternehmer gut gebrauchen.

Auch wenn der Sieg des Amtsinhabers zu erwarten war, war der Abend für Herausforderer Groß, der als Sportler Siege gewohnt war, bitter, die Niederlage deutlich. Dem ehemaligen Olympiasieger ist es nicht gelungen, seine Prominenz zu nutzen und seine Inhalte konkret genug auszuformulieren. Er hat mit den öffentlichen Angriffen gegen die Amtsführung Caspars offenbar in den Reihen der Unternehmerschaft für Unmut gesorgt und auch mit seiner Bewerbungsrede weder inhaltlich noch persönlich überzeugen können. Dass er den Mut hatte anzutreten, ist ihm trotzdem hoch anzurechnen.

Caspar hingegen ist es gelungen, seinen Amtsbonus auszunutzen, indem er mit präsidialer Gelassenheit auf seine Bilanz der ersten fünf Jahre verwies. In dieser Zeit hat er sich als Stimme vor allem der Frankfurter Wirtschaft profiliert, sich kommunalpolitisch deutlich stärker eingebracht als zum Beispiel sein Vorgänger Müller und klare Themen gesetzt.

Deshalb ist Caspars Erfolg keine Überraschung. Dass trotz der inhaltlich eher matten Bewerbung von Groß fast jedes dritte Mitglied der Vollversammlung seine Stimme dem einstigen Weltklasseschwimmer gegeben hat, sollte für Caspar dennoch Anlass genug sein, seine Amtsführung zu überdenken. Offenbar gab es in den Reihen der Unternehmerschaft einige, die sich mehr Kommunikation und Einbindung wünschen.

Caspar hat Recht: In politisch und wirtschaftlich unsicheren Zeiten brauchen Institutionen wie die IHK, die als Interessenvertreter der Unternehmen unverzichtbar sind, Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Insofern haben die Mitglieder des IHK-Parlaments am Donnerstag eine gute Wahl getroffen.

QOSHE - Ulrich Caspar ist eine gute Wahl - Daniel Schleidt
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Ulrich Caspar ist eine gute Wahl

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19.04.2024

So spannend war es lange nicht mehr in der Industrie- und Handelskammer Frankfurt. Das ist grundsätzlich ein gutes Zeichen. Zum einen hat die Kandidatur von Olympiasieger Michael Groß allein durch dessen Bekanntheitsgrad Aufmerksamkeit auf die Kammer gelenkt. Dass die Vollversammlung als Parlament der Frankfurter Wirtschaft zum anderen erstmals seit langer Zeit einmal wieder eine echte Wahl hatte, spricht darüber hinaus dafür, dass das Amt des Präsidenten und die Kammer selbst eine gewisse Attraktivität ausüben.

Beides ist gut. Denn die IHK kann in Zeiten, da die für das........

© Frankfurter Allgemeine


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