Die Fußball-Bundesliga hat weiterhin großen Nachholbedarf bei der Auslandsvermarktung. Haben Sie das gesehen? Die Bilder aus Hongkong, die um die Welt gingen? 40.000 Fans im Stadion am Sonntag außer sich. Weil Lionel Messi im Kick zwischen Inter Miami und der „Hongkong-Elf“, keine Ahnung, was sich hinter dieser Fußballer-Mixture verbirgt, nicht zum Einsatz kam. Ein Unding, unverschämt, ein Skandal! In Deutschland hätte es geregnet: Schokotaler und Tennisbälle – schauen die denn keine Bundesliga? Banausen!

Stopp. Die waren nur schlecht vorbereitet. Sie konnten sich das nicht vorstellen: den sitzenden Messi, wenn er ihnen doch versprochen worden war. Überall in der Stadt hing die Werbung: der Fußball-Messias in Hongkong, ja doch nicht für ein Stadtrundfahrt. Der Mann ist doch ein Zauberer.

Okay, Coldplay und Taylor Swift zog es zuletzt lieber nach Singapur. Hongkong ist nicht mehr so sexy. Und so sah das Sportministerium die Chance, mit Messi der Metropole einen Kick zu verleihen: 45 Minuten vertraglich zugesichert. Und jetzt jammern sie. Weil der Oberschenkel des Argentiniers zwickte. Klare Sache: Geld zurück!

Moment. Die Hongkonger, eher Kapitalisten von Kopf bis Fuß, kennen sich beim Geschäftemachen nicht aus? Das wäre wohl das erste Mal, behaupten wir hier ungeschützt. Geblendet von der Strahlkraft Messis vielleicht, von dessen Edelmut, immer spielen zu wollen?

Jetzt sind sie um eine Erfahrung reicher. Dass der Personenkult um Typen wie Messi oder Ronaldo den Blick auf die Realität verstellt. Darauf, dass wir es mit Menschen zu tun haben, nicht mit Robotern. Da zwickt schon mal was unüberprüfbar. Und wenn das Zwicken im Oberstübchen beginnt, weil die Lust ein Signal sendet, heute, Pardon, ach tut mir das leid, unpässlich zu sein. Sorry.

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Messi mag ja eine unbezahlbare Größe sein. Aber in seinem Team gibt’s einen, dem man mindestens genauso gern zuschauen sollte, wenn man wirklich am Fußball interessiert war oder ist. Und ja, er hat gespielt, der Sergio Busquets. Immerhin 30 Minuten.

QOSHE - Kein Kick von Messi - David Lindenfeld
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Kein Kick von Messi

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06.02.2024

Die Fußball-Bundesliga hat weiterhin großen Nachholbedarf bei der Auslandsvermarktung. Haben Sie das gesehen? Die Bilder aus Hongkong, die um die Welt gingen? 40.000 Fans im Stadion am Sonntag außer sich. Weil Lionel Messi im Kick zwischen Inter Miami und der „Hongkong-Elf“, keine Ahnung, was sich hinter dieser Fußballer-Mixture verbirgt, nicht zum Einsatz kam. Ein Unding, unverschämt, ein Skandal! In Deutschland hätte es geregnet: Schokotaler und Tennisbälle – schauen die denn keine Bundesliga? Banausen!

Stopp. Die waren nur schlecht vorbereitet.........

© Frankfurter Allgemeine


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