Wer sich fragt, warum die deutsche Autoindustrie nach Jahrzehnten des Erfolgs in letzter Zeit vom Kurs abgekommen ist, wird in den kommenden Wochen an ein Ereignis aus dem Jahr 2015 erinnert. Beginnend am nächsten Dienstag müssen frühere Spitzenmanager des Volkswagen-Konzerns als Zeugen in einem Prozess aussagen, den die Fondsgesellschaft Deka als Musterklägerin initiiert hat. Das Ziel: Geld für ihre Anleger zurückzuholen. Das Thema: der Dieselskandal. Die Zeugen: die früheren VW-Chefs Herbert Diess, Matthias Müller und Martin Winterkorn.

Man denke kurz zurück. 2015 wurde bekannt, dass VW und andere ihre Dieselmotoren so manipuliert hatten, dass sie nur auf dem Prüfstand die vorgeschriebenen Abgaswerte einhielten, nicht aber im Straßenverkehr. Die Kurse der Hersteller brachen daraufhin ein, die Reputation war dahin.

Man kann nur hoffen, dass dies nicht der Anfang vom Ende der deutschen Autoindustrie war. Ein schwerer Schlag aber war es ganz gewiss. Denn während sich der Rest der Welt – namentlich die Konkurrenten aus China und Amerika – anschickte, Elektroautos zu bauen und das autonome Fahren voranzutreiben, waren die deutschen Autobauer vor allem mit sich selbst beschäftigt. Damals ging wertvolle Zeit verloren, die den Herstellern heute fehlt.

BYD aus China und Tesla aus Amerika haben die Schwäche der Deutschen ausgenutzt und sind an ihnen vorbeigezogen. VW & Co. dagegen belasten mit ihrer schlechten Kursentwicklung den deutschen Aktienindex Dax. Der Ökonom Moritz Schularick hat im F.A.S.-Interview sogar prognostiziert, dass nicht alle deutschen Autobauer das Jahrzehnt überleben werden. Selbst wenn es nicht ganz so schlimm kommt: Der Schaden für Anleger (und für die deutsche Wirtschaft) ist kaum wiedergutzumachen – ganz egal, wie der Prozess ausgehen wird.

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Unter dem Dieselskandal leidet VW bis heute

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16.01.2024

Wer sich fragt, warum die deutsche Autoindustrie nach Jahrzehnten des Erfolgs in letzter Zeit vom Kurs abgekommen ist, wird in den kommenden Wochen an ein Ereignis aus dem Jahr 2015 erinnert. Beginnend am nächsten Dienstag müssen frühere Spitzenmanager des Volkswagen-Konzerns als Zeugen in einem Prozess aussagen, den die Fondsgesellschaft Deka als Musterklägerin initiiert hat. Das Ziel: Geld für ihre Anleger zurückzuholen. Das Thema: der Dieselskandal. Die Zeugen: die früheren VW-Chefs Herbert Diess, Matthias........

© Frankfurter Allgemeine


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