Die Türkei ist für die deutsche Außen- und Innenpolitik ein wichtiges Land. Daher muss ein enger Austausch mit Ankara sein. Was immer der deutschen Seite an Präsident Recep Tayyip Erdoğan missfällt, am einigermaßen regel­mäßigen Gespräch mit ihm führt kein Weg vorbei.

Vor allem das Mi­grationsgeschehen muss Berlin mit ihm erörtern, aber auch der Umgang mit den vielen in Deutschland lebenden Türken ist ein großes Thema. Wenn Bundeskanzler Olaf Scholz und sein Gast sich einig sind, dass die Ausbildung von Imamen in Deutschland zügig ausgeweitet und die Entsendung von Imamen aus der Türkei schrittweise beendet werden soll, ist das mehr als eine Petitesse.

Es ist verständlich, dass Erdoğan anders auf Israel blickt als Scholz. Für den türkischen Präsidenten ist die Wirklichkeit in der muslimischen Welt handlungsleitend, nicht die deutsche Vergangenheit. Aber ist es zu viel verlangt, dass der Präsident eines großen Landes etwas mehr rhetorische Zurückhaltung an den Tag legt?

In Berlin hat Erdoğan Israel immerhin nicht ganz so scharf angegriffen wie zuvor. Aber kaum ist er wieder abgereist, reitet er die nächsten Attacken, nennt er Israel einen Terrorstaat.

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Als hätten ihn schon die paar Stunden leichter Mäßigung alle Kraft gekostet. Den Bundeskanzler aber als „den anderen“ (neben dem Bundespräsidenten) zu bezeichnen, ist eine Frechheit, die jenseits aller politischer Meinungsverschiedenheiten vollkommen überflüssig ist.

QOSHE - Eine Frechheit von Erdogan - Eckart Lohse, Berlin
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Eine Frechheit von Erdogan

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19.11.2023

Die Türkei ist für die deutsche Außen- und Innenpolitik ein wichtiges Land. Daher muss ein enger Austausch mit Ankara sein. Was immer der deutschen Seite an Präsident Recep Tayyip Erdoğan missfällt, am einigermaßen regel­mäßigen Gespräch mit ihm führt kein Weg vorbei.

Vor allem das Mi­grationsgeschehen muss Berlin mit ihm erörtern, aber auch der Umgang mit den vielen in Deutschland lebenden Türken ist ein großes........

© Frankfurter Allgemeine


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