Das Vertrauen der Bundesbürger in die Wissenschaft ist gesunken. Das zeigt das aktuelle Wissenschaftsbarometer, eine repräsentative Umfrage der Initiative „Wissenschaft im Dialog“. Vertrauten in den Jahren der Corona-Pandemie jeweils mehr als 60 Prozent der Befragten der Wissenschaft, sind es in diesem Jahr noch 56 Prozent. Vor der Pandemie hielt übrigens weniger als die Hälfte der Bürger die Wissenschaft für vertrauenswürdig.

Generell haben jüngere Menschen eine bessere Meinung von Wissenschaftlern als ältere: Mehr als drei Viertel der 14- bis 29-Jährigen sehen sie als zuverlässig an, aber weniger als die Hälfte der über 60-Jährigen. Je höher das formale Bildungsniveau der Befragten ist, desto mehr vertrauen der Wissenschaft: Unter Menschen mit Abitur oder Studium sind es 79 Prozent, unter denjenigen mit Hauptschulabschluss nur 31 Prozent.

Die Abhängigkeit der Forschung von Geldgebern wird als häufigster Grund genannt, Wissenschaftlern zu misstrauen. Er­staun­li­cher­wei­se vermutet nur etwa jeder Zehnte unter den Gebildeteren, dass Wissenschaftler häufig Fehler machen. Dies unterstellen vor allem Menschen mit niedrigerem formalen Bildungsabschluss.

Warum das Vertrauen in die Wissenschaft abgenommen hat, steht nicht direkt im Umfrageergebnis. Es könnte damit zusammenhängen, dass Forscher sich jetzt weniger engagieren, auch weniger gebildete Menschen so zu informieren, dass sie es verstehen: Bis zur Corona-Pandemie stimmten bis zu 40 Prozent der Umfrageteilnehmer der Aussage zu, Wissenschaftler bemühten sich zu wenig, die Öffentlichkeit über ihre Arbeit zu informieren.

Während der Pandemie war dieser Anteil auf unter 30 Prozent gesunken und ist nun wieder gestiegen, und zwar besonders deutlich unter Hauptschulabsolventen: Von ihnen meinen 45 Prozent, Wissenschaftler gäben sich bei der Vermittlung nicht genug Mühe. Unter denjenigen mit Hochschulreife sind es nur 31 Prozent, und dieser Wert schwankt seit Jahren nur um wenige Prozentpunkte.

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Schlecht informiert über Neuigkeiten aus Wissenschaft und Forschung fühlen sich allerdings nur 16 Prozent. Die meisten geben an, sie seien darüber gut oder teilweise auf dem Laufenden. Als die wichtigsten Onlinekanäle geben sie die der klassischen Nachrichtenmedien an. Die Webauftritte wissenschaftlicher Einrichtungen erreichen nur ein Viertel der Befragten. Wenig verwunderlich, bewerten es 50 Prozent positiv, wenn ihnen KI-Programme wie ChatGPT komplexe Sachverhalte aus Wissenschaft und Forschung vereinfacht erklären. Jedoch werden sie kaum beurteilen können, ob diese mühelos erhaltenen Erklärungen tatsächlich stimmen.

QOSHE - Das Vertrauen in die Wissenschaft schwindet - Frauke Zbikowski
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Das Vertrauen in die Wissenschaft schwindet

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13.12.2023

Das Vertrauen der Bundesbürger in die Wissenschaft ist gesunken. Das zeigt das aktuelle Wissenschaftsbarometer, eine repräsentative Umfrage der Initiative „Wissenschaft im Dialog“. Vertrauten in den Jahren der Corona-Pandemie jeweils mehr als 60 Prozent der Befragten der Wissenschaft, sind es in diesem Jahr noch 56 Prozent. Vor der Pandemie hielt übrigens weniger als die Hälfte der Bürger die Wissenschaft für vertrauenswürdig.

Generell haben jüngere Menschen eine bessere Meinung von Wissenschaftlern als ältere: Mehr als drei Viertel der 14- bis 29-Jährigen sehen sie als zuverlässig an, aber weniger als die Hälfte der über 60-Jährigen. Je höher das formale Bildungsniveau der Befragten ist, desto mehr........

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