War das nun der Anfang vom Ende der Ära Erdoğan? Vielleicht. Zumindest hat der türkische Präsident bei den Kommunalwahlen vor einer Woche seine Aura der Unbesiegbarkeit verloren. Zum ersten Mal seit seinem Machtantritt vor mehr als 20 Jahren war seine Partei nicht mehr stärkste Kraft. Sie stellt jetzt nur noch in 20 von 81 Provinzhauptstädten die Bürgermeister. Natürlich wurde die Bedeutung der Wahl in regierungsnahen Kreisen heruntergespielt. Kommunalwahlen hätten ihre eigene Logik. Doch für jene Türken, die in der Wahlnacht begeistert den Sieg der Opposition feierten, ist das Ergebnis die Rückkehr der Hoffnung auf eine andere Türkei.

Die Oppositionspartei CHP war jahrelang gefangen in dem Korsett der religiösen Identitätspolitik, in das Erdoğan sie gezwungen hat. Doch bei den Kommunalwahlen gewann sie in erzkonservativen Regionen, die der Präsidentenpartei bisher als sichere Bank galten. 70 Prozent der Bevölkerung leben jetzt in Kommunen, die von der CHP verwaltet werden. Das gibt der Partei die Chance, das Land von unten aufzurollen.

QOSHE - Erdoğan hat jetzt zwei Möglichkeiten - Friederike Böge
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Erdoğan hat jetzt zwei Möglichkeiten

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06.04.2024

War das nun der Anfang vom Ende der Ära Erdoğan? Vielleicht. Zumindest hat der türkische Präsident bei den Kommunalwahlen vor einer Woche seine Aura der Unbesiegbarkeit verloren. Zum ersten Mal seit seinem Machtantritt vor mehr als 20 Jahren war seine........

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