Die glücklichste Zeit des Weltwirtschaftsforums in Davos waren vermutlich die Jahre vor dem Ausbruch der großen Finanzkrise. Damals hing der Himmel der Weltwirtschaft voller Geigen: Die Wirkmächtigkeit der liberalen, westlich geprägten Vision einer friedlichen Globalisierung nach dem Ende der Rivalität der großen Mächte erschien unerschütterlich. Auf den Podien im Konferenzzentrum beschrieben nicht zuletzt Repräsentanten der blühenden und ob ihrer Macht und ihrer hohen Einkommen be­neideten Finanzbranche mit gewichtigen Worten die glänzenden Aussichten einer vermeintlich heilen Welt.

Die Erschütterung dieser Vision durch die Finanzkrise schlug sich in Davos mit Verzögerung nieder. Während Prominente aus der Geldbranche, zumindest äußerlich durch die Krise keineswegs zerzaust, in Zeiten sehr niedriger Zinsen und Inflationsraten weiterhin die Welt erklärten und Vertreter bedeutender Öl- und Gasförderländer unverdrossen glitzernde Empfänge organisierten, wurden erst allmählich Bruchlinien sichtbar. Es waren vor allem die Schwellenländer mit China an der Spitze, die vernehmbar Vorbehalte gegenüber einer westlichen Weltsicht äußerten, auch wenn die grenzüberschreitenden Güterströme weiter zunahmen und die Kassen der Exportländer volltönend klingelten.

QOSHE - Was der Gipfel in Davos bringt - Gerald Braunberger
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Was der Gipfel in Davos bringt

6 1
15.01.2024

Die glücklichste Zeit des Weltwirtschaftsforums in Davos waren vermutlich die Jahre vor dem Ausbruch der großen Finanzkrise. Damals hing der Himmel der Weltwirtschaft voller Geigen: Die Wirkmächtigkeit der liberalen, westlich geprägten Vision einer friedlichen Globalisierung nach dem Ende der Rivalität der........

© Frankfurter Allgemeine


Get it on Google Play