Kaum ein Fernsehbericht über Frankfurt kommt ohne Bilder der Skyline aus. Die Hochhäuser sind ein Alleinstellungsmerkmal der Stadt, die sich deshalb gerne als „Mainhattan“ bezeichnet. Standen die Türme vor einigen Jahrzehnten noch als Symbol für Immobilienspekulation in der Kritik, sind die meisten Frankfurter heute stolz auf die Wolkenkratzer. Mit dem Trend, in den oberen Etagen eine öffentliche Nutzung vorzusehen, sind die Hochhäuser sogar noch nahbarer geworden.

Doch die Selbstverständlichkeit, mit der noch vor einigen Jahren das bauliche Streben in die Höhe gutgeheißen wurde, ist vorbei. Das hat mit der wirtschaftlichen Lage zu tun. Büroflächen sind nicht mehr in dem Umfang gefragt wie früher. Und die teuren Apartments, die in den Türmen entstehen, gelten als Symbol für einen Wohnungsmarkt, der aus den Fugen geraten ist. Hinzu kommt, dass alles, was aus Beton besteht, heute allein schon aus Gründen des Klimaschutzes infrage gestellt wird.

Bei der Vorstellung des neuen Hochhausentwicklungsplans der Stadt Frankfurt hat der Vertreter der Grünen in dieser Woche unumwunden zugegeben, dass seine Fraktion dem Bau neuer Türme skeptisch gegenübersteht. Ein solcher Satz ­wäre vor wenigen Jahren so nicht ­gefallen. Er erklärt, warum sich die Frankfurter Regierungskoalition mehr als zwei Jahre lang quälte mit der Diskussion über neue Hochhausstandorte. Dabei ist das Bauen in die Höhe auch im Sinne der von den Grünen propagierten Nachhaltigkeit, bedeutet es doch einen sparsamen Umgang mit Grund und Boden und vermeidet Versiegelung.

Glücklicherweise ist der Hochhausentwicklungsplan nicht zerredet worden. Das Konzept ist durchaus vorzeigbar. Die Ausweisung neuer Flächen ist ein wichtiges Signal, dass sich Frankfurt weiterentwickeln will und als Standort für hochwertige ­Immobilieninvestitionen interessant bleibt. Auf der anderen Seite gibt die Stadt nicht allen Wünschen von Grundstückseigentümern nach.

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Die stadtplanerische Grundsatzentscheidungen, Hochhäuser in sogenannten Clustern zu konzentrieren, wird – von wenigen Ausnahmen wie dem Hauptbahnhof abgesehen – weiterverfolgt. Das ist die richtige Entscheidung: Denn damit wird nicht nur das typische Bild einer kompakten Skyline bewahrt, sondern auch das Vordringen der Hochhausbebauung in Wohngebiete verhindert.

Maßvoll bleibt der Plan auch bei der Höhenentwicklung. An der Jagd nach Rekorden, wie sie in asiatischen Städten beliebt ist, beteiligt sich Frankfurt nicht und bleibt im Wortsinn am Boden. Am Ende handelt es sich beim Hochhausentwicklungsplan aber nur um ein städtebauliches Konzept. Wenn es konkret wird, hat sich Frankfurt stets flexibel gezeigt. Auch das ist gut: Sonst würde es heute zum Beispiel den Doppelturm der EZB nicht geben, der nie in einem Hochhausplan stand.

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Beim Hochhausbau will Frankfurt nicht zu hoch hinaus

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09.03.2024

Kaum ein Fernsehbericht über Frankfurt kommt ohne Bilder der Skyline aus. Die Hochhäuser sind ein Alleinstellungsmerkmal der Stadt, die sich deshalb gerne als „Mainhattan“ bezeichnet. Standen die Türme vor einigen Jahrzehnten noch als Symbol für Immobilienspekulation in der Kritik, sind die meisten Frankfurter heute stolz auf die Wolkenkratzer. Mit dem Trend, in den oberen Etagen eine öffentliche Nutzung vorzusehen, sind die Hochhäuser sogar noch nahbarer geworden.

Doch die Selbstverständlichkeit, mit der noch vor einigen Jahren das bauliche Streben in die Höhe gutgeheißen wurde, ist vorbei. Das hat mit der wirtschaftlichen Lage zu tun. Büroflächen sind nicht mehr in dem Umfang gefragt wie früher. Und die teuren Apartments, die in den Türmen........

© Frankfurter Allgemeine


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