Es ist ein bemerkenswerter Satz, den der Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) in der vergangenen Woche im Kulturausschuss des Stadtparlaments sagte. Er fände es gut, „wenn wir in dieser Stadt auch mal etwas zu Ende bringen würden“. Diese Aussage bezog sich auf die Debatte über die Städtischen Bühnen, die nach Ansicht des Stadtoberhaupts schon viel zu lange dauert. Sie lässt sich aber auch auf viele andere Frankfurter Stadtentwicklungsprojekte übertragen, die mit großen Worten angekündigt wurden, aber irgendwann ins Stocken gerieten oder im Sande verliefen.

Eines der prägnantesten Beispiele ist der Kulturcampus. 14 Jahre alt ist die Idee, aus dem alten Universitäts-Campus Bockenheim ein lebendiges Stadtquartier zu machen, in dem mehrere Kulturinstitutionen angesiedelt werden. Die meisten Akteure, die das Konzept damals auf den Weg gebracht haben, sind heute längst woanders tätig. Und von den geplanten Bauten für Kultur und Wissenschaft wurde außer der Erweiterung des Senckenberg-Instituts bis heute nichts umgesetzt. Auch Wohnbaugruppen, die schon vor Jahren Zusagen für Grundstücke bekommen haben, warten immer noch darauf, dass es vorangeht.

Als Grund dafür wird die Verzögerung beim Wegzug der Goethe-Universität genannt, die bis heute einige Gebäude auf ihrem alten Campus nutzt. Doch diese Entwicklung wird gerne auch als Ausrede dafür genutzt, dass es noch nicht einmal eine konsensfähige Planung gibt. Längst hätten in einem Architekturwettbewerb – den Josef schon für den vergangenen Sommer angekündigt hatte – verschiedene städtebauliche Varianten auf ihre Umsetzbarkeit überprüft werden können. Dabei hätten die Büros auch Lösungen für den Umgang mit dem Juridicum erarbeiten können, auf dessen Erhalt sich Josef im Oberbürgermeister-Wahlkampf festgelegt hat, ohne die damit verbundenen Folgen zu berücksichtigen, etwa für die beteiligten Kulturinstitutionen. Diesen ist nicht zuzumuten, länger hingehalten zu werden. Nicht nur die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst hat sich längst nach Alternativen umgeschaut. Bei aller Sympathie für die Zusammenarbeit, für die die Mitglieder des „Forum Kulturcampus“ kämpfen, muss am Ende jede Einrichtung selbst sehen, wie sie ihre Zukunft sichert.

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Frankfurt sollte auch mal was zu Ende bringen

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12.12.2023

Es ist ein bemerkenswerter Satz, den der Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) in der vergangenen Woche im Kulturausschuss des Stadtparlaments sagte. Er fände es gut, „wenn wir in dieser Stadt auch mal etwas zu Ende bringen würden“. Diese Aussage bezog sich auf die Debatte über die Städtischen Bühnen, die nach Ansicht des Stadtoberhaupts schon viel zu lange dauert. Sie lässt sich aber auch auf viele andere Frankfurter Stadtentwicklungsprojekte übertragen, die mit großen Worten angekündigt wurden, aber irgendwann ins Stocken gerieten oder im Sande verliefen.

Eines der prägnantesten Beispiele ist der Kulturcampus. 14 Jahre alt ist die Idee, aus dem alten Universitäts-Campus........

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