RWE hat ein sehr gutes Jahr hinter sich: Ein Ergebnis von 8,4 Milliarden Euro kann sich sehen lassen. Doch so toll dürfte es nicht weitergehen. Die stark gefallenen Preise im Großhandel machen dem größten deutschen Stromerzeuger zu schaffen.

Was für den Wirtschaftsstandort Deutschland und auch private Verbraucher eine hervorragende Nachricht ist, wirkt sich naturgemäß negativ auf den Gewinn aus. Das haben auch die Anleger realisiert. Die Aktie ist seit Jahresbeginn um 24 Prozent gefallen. Besonders deutlich ging es Ende Januar nach unten, als die Essener eine schwächere Entwicklung für das laufende Jahr ankündigten.

Dabei spielt der alte fossile „Bad Boy“ RWE , der sich innerhalb weniger Jahre zum grünen Riesen der Energiewirtschaft transformiert hat, eine zentrale Rolle in der Energiewende. Der politisch verordnete vorgezogene Kohleausstieg, auf den man sich mit der schwarz-grünen Landesregierung in NRW verständigt hat, tut den Essenern dabei nicht so weh, wie mancher meinen mag. Man konnte sich insofern gut auf den Deal einlassen, als dass der Betrieb der Kohlekraftwerke durch langfristig steigende Zertifikatepreise im europäischen Emissionshandel sowieso zunehmend unattraktiv werden dürfte. Schon jetzt stammen nur noch acht Prozent des Ergebnisses von RWE aus dem Geschäft mit den fossilen Energien.

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Im Jahr 2030 werden sicherlich noch ein paar Kohlekraftwerke in der Reserve sein, aber hoffentlich nicht mehr allzu viele Stunden im Jahr laufen, zumindest in Nordrhein-Westfalen. Ob man dann offiziell von einem vollzogenen Kohleausstieg sprechen kann oder nicht, ist eher eine philosophische Frage, wie RWE-Chef Markus Krebber am Donnerstag richtigerweise anmerkte. Entscheidend für das Klima ist, dass die in der Vergangenheit gigantischen CO-Emissionen durch die Kohleverstromung auf ein Minimum zurückgehen.

Für die deutsche Versorgungssicherheit und auch die deutsche Industrie umso wichtiger ist nun, dass die Bundesregierung schnellstmöglich die angekündigten 10-Gigawatt-Gaskraftwerke ausschreibt, damit diese bis 2030 am Start sind. Die Zeit ist sowieso schon denkbar knapp. Außerdem muss sie sich Gedanken darüber machen, wie Stromerzeuger künftig Geld verdienen können.

QOSHE - Vom „Bad Boy“ zum grünen Riesen - Hanna Decker
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Vom „Bad Boy“ zum grünen Riesen

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14.03.2024

RWE hat ein sehr gutes Jahr hinter sich: Ein Ergebnis von 8,4 Milliarden Euro kann sich sehen lassen. Doch so toll dürfte es nicht weitergehen. Die stark gefallenen Preise im Großhandel machen dem größten deutschen Stromerzeuger zu schaffen.

Was für den Wirtschaftsstandort Deutschland und auch private Verbraucher eine hervorragende Nachricht ist, wirkt sich naturgemäß negativ auf den Gewinn aus. Das haben auch die Anleger realisiert. Die Aktie ist seit Jahresbeginn um 24 Prozent gefallen. Besonders deutlich ging es Ende Januar nach unten, als die Essener eine schwächere Entwicklung für das laufende Jahr........

© Frankfurter Allgemeine


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