Die schöne neue Energiewelt ist elektrisch. Elektroautos möchten geladen, Häuser mit der Wärmepumpe geheizt werden. Die Ziele der Bundesregierung für den Hochlauf dieser Anwendungen sind ehrgeizig und bedeuten Stress für die Stromnetze. In der alten Energiewelt haben sie den Strom „nur“ von den großen Kraftwerken über die verschiedenen Spannungsebenen hinweg zu den Verbrauchern transportiert.
In der neuen Energiewelt müssen die Verteilnetze potentiell mit Millionen neuen Anwendungen und dezentralen Erzeugern wie Solaranlagen klarkommen. Dafür müssen sie ertüchtigt, digitalisiert und ausgebaut werden. Das kostet viel Zeit und Geld. Damit nirgendwo die Sicherungen rausfliegen, wenn zu viele Elektroautos gleichzeitig geladen werden, bekommen Netzbetreiber jetzt nach jahrelangen Diskussionen mehr Befugnisse: Sie können Anlagen, die ab dem 1. Januar angeschlossen werden, drosseln, wenn es nicht mehr anders geht. Positiv ist, dass die Betroffenen finanziell entlastet werden, wenn auch nach einem sehr komplizierten Modell.
Doch auch langfristig stellt sich die Frage, wie groß die Netze eigentlich dimensioniert werden sollen. Es könnte durchaus sein, dass sich die Deutschen an den Gedanken gewöhnen müssen, nicht jederzeit eine sehr hohe Anschlussleistung zur Verfügung gestellt zu bekommen. Sorgen, dass plötzlich das Licht ausgeht oder der Kühlschrank nicht mehr läuft, muss sich aber niemand machen.
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Ein großer Fortschritt ist die Einführung von zeitvariablen Netzentgelten, also Anreizen für die Verbraucher, ihren Stromkonsum in jene Zeiten zu verschieben, in denen das Netz es verkraftet. Denn insbesondere die Lastspitzen belasten die Verteilnetze. Im Idealfall merken die Verbraucher gar nicht, ob und wann sie gedrosselt werden, weil clevere digitale Systeme die Ladevorgänge steuern.
Für viele Autofahrer zum Beispiel dürfte nur wichtig sein, dass ihr Auto am nächsten Morgen voll geladen ist, aber nicht, wann genau und wie schnell das passiert. Beim Heizen mithilfe der Wärmepumpe helfen Pufferspeicher. In jedem Fall gilt: Der zügige Netzausbau bleibt eines der drängendsten Probleme der Energiewende.