Bankaktien wecken an der Börse gerade anscheinend Frühlingsgefühle. Die Commerzbank kletterte am Dienstag auf den höchsten Kurs seit 2014, die Deutsche Bank erreichte den Stand von 2018 wieder. Die zurückliegende Leidenszeit der Bankaktionäre umfasst nicht zufällig die Zeit der Negativzinsen, die von der Europäischen Zentralbank zwischen Juni 2014 und Juli 2022 auf Bankeinlagen erhoben wurden.

Seit diesem Jahr fällt auch noch die europäische Bankenabgabe als Last weg, weil der nach der Finanzkrise von der Bankenbrache zu füllende Abwicklungsfonds sein Zielvolumen erreicht hat. Sind Banken also aus Sicht der Anleger endlich wieder normale Unternehmen in einem vernünftigen Zinsmarkt? Die Antwort lautet: Ja, aber.

Ja, weil die extreme Niedrigzinsphase, in der Geld absurderweise keinen Preis hatte, so schnell nicht wiederkehren wird. Aber, weil der durch die gestiegenen Zinsen ausgelöste Rückenwind für die Banken schon wieder nachlässt. Die beiden großen deutschen Kreditinstitute suchen deshalb längst nach anderen Erlösquellen.

Die Commerzbank will Privatkunden mehr Fonds und Zerfikate verkaufen, die Deutsche Bank mehr Provisionen mit der Beratung von Unternehmen etwa bei Unternehmenskäufen und Übernahmen (M&A) erlösen. Hier rächt sich nun, dass vor Jahren schon die Commerzbank ihre Fondsgesellschaften an die Allianz und ihr Zerfikategeschäft an Société Générale abgegeben hat, während die Deutsche Bank ihren Aktienhandel an BNP Paribas verkauft hat. Damit fehlt beiden deutschen Banken eine wichtige Basis, um außerhalb des Zinsgeschäfts zu punkten.

QOSHE - Die alten und neuen Lasten der deutschen Großbanken - Hanno Mußler
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Die alten und neuen Lasten der deutschen Großbanken

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24.04.2024

Bankaktien wecken an der Börse gerade anscheinend Frühlingsgefühle. Die Commerzbank kletterte am Dienstag auf den höchsten Kurs seit 2014, die Deutsche Bank erreichte den Stand von 2018 wieder. Die zurückliegende Leidenszeit der Bankaktionäre umfasst nicht zufällig die Zeit der Negativzinsen, die von der Europäischen Zentralbank zwischen Juni 2014 und Juli 2022 auf Bankeinlagen erhoben........

© Frankfurter Allgemeine


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