Lange Zeit galt das kleine Portugal als die letzte große Ausnahme in Europa. Jetzt sind auch dort die Rechtspopulisten nicht mehr aufzuhalten. 2019 schaffte es Chega mit einem Abgeordneten ins Parlament, seit Sonntag sind es 48.
Zu diesem Aufstieg haben die großen Parteien tatkräftig beigetragen. Die endlose Serie von Affären und der Sturz der sozialistischen Regierung über einen Korruptionsskandal empörte und mobilisierte besonders viele Nichtwähler. In Portugal spielt das Migrationsthema keine Hauptrolle, die Wähler haben vor allem genug von den alten Eliten.
Das bekam auch der konservative Wahlsieger Luís Montenegro zu spüren, dessen PSD-Partei sich traditionell mit der sozialistischen PS an der Macht ablöste. Zusammen mit Chega hätte er die absolute Mehrheit, aber bisher hält er an der Brandmauer fest.
Die Koalition, die die Rechtspopulisten fordern, lehnte Montenegro auch am Tag nach der Wahl ab.
Mehr zum Thema
1/
Nach der Parlamentswahl : Wird Portugal unregierbar?
Rechtsruck in Portugal? : Ein Populist, der zu Rinderbraten tanzt
Anschläge vor 20 Jahren : Wie Spanien seines 9/11 gedenkt
Aber es muss sich erst zeigen, was sein Nein wert ist. Der Preis und das Risiko sind hoch. Scheitert die rechte Minderheitsregierung, die er gern bilden würde, wären bald Neuwahlen die Folge, bei denen die Chega-Partei ihren Siegeszug fortsetzen könnte.
In den acht Jahren sozialistischer Regierung hatte sich Portugal nach der existenzbedrohenden Finanzkrise beeindruckend konsolidiert. Jetzt stehen dem Land instabile Zeiten bevor.