Was den Lokführern recht ist, erscheint 70.000 Stahlarbeitern billig. Auch sie rufen zum fröhlichen Warnstreik, um neben einer saftigen Lohnerhöhung von 8,5 Prozent die Viertagewoche mit vollem Lohnausgleich durchzusetzen. Die erhoffte Arbeitszeitverkürzung von 35 auf 32 Stunden verdoppelt das Forderungsvolumen der IG Metall glatt. Nun steht es deutschen Gewerkschaften frei zu fordern, was ihnen durchsetzbar erscheint. Problematisch wird es, wenn die Regierungskoalition auf Kosten Dritter kräftig Schützenhilfe für solchen Übermut leistet. Das aber geschieht nicht nur bei der Staatsbahn, sondern auch in der noch überwiegend privaten Stahlindustrie.

Schon früh kam Zuspruch von SPD-Chefin Saskia Esken, nach deren Ansicht Menschen in einer auf vier Arbeitstage reduzierten Woche „effektiver“ arbeiten und dafür „einen Lohnausgleich“ brauchen. Die zusätzlichen Mußestunden der Stahlarbeiter sollen dann wohl auch die Steuerzahler mitfinanzieren. Eine hübsche Anzahlung hat der grüne Bundeswirtschaftsminister als Weihnachtsmann gerade im Saarland geleistet. „2,6 Milliarden habt ihr gewollt, 2,6 Milliarden kriegt ihr“, sagte Robert Habeck bei der Übergabe der „größten Einzelförderung in der Geschichte der Bundesrepublik“.

Knapp 1 Milliarde Euro für die Salzgitter AG und bis zu 2 Milliarden Euro Staatshilfen für Thyssenkrupp sind ebenfalls zugesagt, angeblich für die grüne Transformation. Mit solchen Staatspolstern auf dem Konto und der Aussicht auf mehr lässt sich gut streiken für Arbeitszeiten, von denen andere nur träumen. Konkurrenzfähiger wird die deutsche Stahlindustrie nicht, wenn die Lohnkosten so in die Höhe getrieben werden.

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Die Ampel gibt nicht nur mit dem Bürgergeld falsche Anreize in einer Zeit, in der in Deutschland härter gearbeitet werden müsste, um den Wohlstand zu halten. Ins Bild passt ein SPD-Kanzler, nach dessen Meinung es Tariflöhne unter 16 Euro hierzulande eigentlich nicht geben darf – weshalb der Arbeitsminister Gesetze vorbereitet, um Gewerkschaftsmacht weiter zu stärken.

Kein Wunder, dass sich auch die heimische Industrie ihre Zukunft nur staatlich gestützt vorstellen kann. Die FDP hat allen Grund, ihren Verbleib in der Ampel gut zu erwägen.

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Streikhilfe von Weihnachtsmann Habeck

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12.12.2023

Was den Lokführern recht ist, erscheint 70.000 Stahlarbeitern billig. Auch sie rufen zum fröhlichen Warnstreik, um neben einer saftigen Lohnerhöhung von 8,5 Prozent die Viertagewoche mit vollem Lohnausgleich durchzusetzen. Die erhoffte Arbeitszeitverkürzung von 35 auf 32 Stunden verdoppelt das Forderungsvolumen der IG Metall glatt. Nun steht es deutschen Gewerkschaften frei zu fordern, was ihnen durchsetzbar erscheint. Problematisch wird es, wenn die Regierungskoalition auf Kosten Dritter kräftig Schützenhilfe für solchen Übermut leistet. Das aber geschieht nicht nur bei der Staatsbahn, sondern auch in der noch........

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