Die Lokführer haben ihrem Anführer Claus Weselsky die Gefolgschaft nicht verweigert, alles andere wäre einer Selbstentmachtung ihrer Gewerkschaft GDL gleichgekommen. Das eindrucksvolle Urabstimmungsergebnis von 97 Prozent führt freilich nicht zu einer neuen Lage im Tarifstreit, bestätigt es doch nur, was die Deutsche Bahn und ihre Kunden ohnehin längst wissen.

Schon vor der Urabstimmung gab es keine Zweifel am entschiedenen Streikwillen der GDL, sondern an deren ernsthaftem Verhandlungswillen. Schließlich hat sie bereits nach der ersten Verhandlungsrunde mit Warnstreiks begonnen – ein unverantwortlicher Umgang mit der grundgesetzlich gewährten Tarifautonomie. Und das, obwohl die Bahn, anders als üblich, unverzüglich ein Tarifangebot vorlegte. Da mittlerweile schon „Warnstreiks“ ohne Legitimation einer Urabstimmung mehrere Tage dauern und das halbe Land lahmlegen, ist das zusätzliche Drohpotential der GDL nach dem Votum für „unbefristete Streiks“ überschaubar.

QOSHE - Überflüssige Machtdemonstration - Heike Göbel
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Überflüssige Machtdemonstration

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20.12.2023

Die Lokführer haben ihrem Anführer Claus Weselsky die Gefolgschaft nicht verweigert, alles andere wäre einer Selbstentmachtung ihrer Gewerkschaft GDL gleichgekommen. Das eindrucksvolle Urabstimmungsergebnis von 97 Prozent führt........

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