Seit mehr als zwanzig Jahren stellt sich Deutschland alle drei Jahre dem PISA-Test für Fünfzehnjährige und schneidet jedes Mal schwächer ab. Vor zwanzig Jahren allerdings ging noch ein Aufschrei durch die Republik, weil PISA die letzten Illusionen über die Leistungsfähigkeit des deutschen Bildungssystems zerstörte. Danach gab es Förderprogramme für Mathematik wie SINUS, die leider viel zu früh eingestellt wurden. Bis das neue QuaMath-Förderprogramm der Länder wirkt, wird es dauern.

Dieses Mal wird es sein wie bei den an­deren beiden Leistungsstudien Iglu und dem Leistungstrend des Instituts für die Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) in diesem Jahr, die nicht weniger niederschmetternde Ergebnisse erbrachten. Die bittere Erkenntnis, dass die Schulen an der Inte­gration aus unterschiedlichsten Ländern und Kulturen gescheitert sind, müsste zu denken geben.

Auch wenn ein Drittel der Schüler in Mathematik nicht einmal das Mindestniveau erreicht und deshalb weder bildungs- noch ausbildungsfähig ist, wird man schon einen Tag später wieder zur Tagesordnung übergehen und so tun, als ginge es nicht um die Zukunft des Landes und dessen Wohlstand. Das liegt auch am Zuschnitt der Studien. Sie sind nicht darauf angelegt, Ursachen klar zu benennen und mögliche Lösungsansätze zu zeigen.

Viel aufschlussreicher als die Ergebnisse selbst wären Antworten auf die Frage, was andere Länder eigentlich besser machen. Wie steuert Kanada die Einwanderungen so, dass Schüler mit Migrationsgeschichte nicht selten besser abschneiden als einheimische? Wie sieht die Lehrerausbildung in Singapur aus, und warum sind die Fortbildungen für Lehrer dort so viel effektiver?

Mehr zum Thema

1/

Mathematik und Lesen : Deutsche Schüler schneiden in PISA-Studie schlechter ab als 2018

Begabungsforscher im Interview : Unterforderung aus Empathie hilft nicht

IQB-Leistungsvergleich : Das Debakel in den Schulen

Es wird Zeit, dass Deutschland seine Teilnahme an Studien reduziert. Iglu, Pirls und TIMSS sind entbehrlich. Vielversprechender wäre es, mehr Geld in Unterrichtsforschung zu stecken und sich an der TALIS-Studie zu beteiligen, die Aufschluss über die Arbeitsbedingungen von Lehrern und Schulleitern in unterschiedlichen Ländern gibt.

QOSHE - Das neue PISA-Debakel - Heike Schmoll
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Das neue PISA-Debakel

16 0
06.12.2023

Seit mehr als zwanzig Jahren stellt sich Deutschland alle drei Jahre dem PISA-Test für Fünfzehnjährige und schneidet jedes Mal schwächer ab. Vor zwanzig Jahren allerdings ging noch ein Aufschrei durch die Republik, weil PISA die letzten Illusionen über die Leistungsfähigkeit des deutschen Bildungssystems zerstörte. Danach gab es Förderprogramme für Mathematik wie SINUS, die leider viel zu früh eingestellt wurden. Bis das neue QuaMath-Förderprogramm der Länder wirkt, wird es dauern.

Dieses Mal wird es sein wie bei den an­deren beiden Leistungsstudien........

© Frankfurter Allgemeine


Get it on Google Play