Aus Schaden wird man klug. Es war eine peinliche Niederlage, dass der Sitz der europäischen Bankenaufsicht EBA nach Paris und nicht nach Frankfurt verlegt wurde. Die französische Hauptstadt bekam im Jahr 2017 den Zuschlag, weil die Finanzplätzeakteure dort an einem Strang zogen – bis hin zum französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron. In Deutschland dagegen liefen Initiativen zur Stärkung des größten deutschen Finanzplatzes im besten Fall nebeneinanderher. Vor allem aber liefen sie unterirdisch.

Bei der Bewerbung um die europäische Anti-Geldwäsche-Behörde (AMLA) war die Lektion gelernt. Sogar der deutsche Finanzminister Christian Lindner hatte sich starkgemacht und im Verlauf des Bewerbungsprozesses die finanzielle Ausstattung für die ersten Jahre auf 20 Millionen Euro verdoppelt.

Die Ansiedlung der Behörde ist ein Erfolg für Frankfurt, für Hessen, für den Finanzplatz Deutschland insgesamt. Seit dem Brexit ist das Rennen um die Spitzenposition unter den europäischen Finanzmärkten nicht entschieden. Frankfurt, Paris, Amsterdam – sie alle buhlen um hochwertige Arbeitsplätze in der europäischen Hochfinanz.

Der Jubel in Frankfurt sei den Akteuren in der Stunde des Triumphs gegönnt. Doch Behörden und Institutionen reichen als Köder für Investoren und deren Geld nicht aus.

„Die Kapitalmarktunion hängt tot über dem Zaun“, hat der damalige Chef der Finanzaufsicht Bafin, Felix Hufeld, vor Jahren gesagt. Seitdem ist zu wenig passiert. Auch im Jahr der Europawahl 2024 wird man zu diesem Thema wenig hören, denn mit diesem abstrakten Gebilde sind keine Wahlen zu gewinnen. Europa aber braucht einen tiefen, einheitlichen Kapitalmarkt, der komplexe Finanzierungen ermöglicht.

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Nicht um die nächste Finanzkrise auszulösen, sondern um Unternehmen alternative Finanzierungsquellen zu bieten. Der amerikanische Kapitalmarkt ist dem europäischen enteilt. Die grüne Transformation der EU-Wirtschaft erfordert viele Milliarden Euro, die private Investoren stemmen müssen. Da muss Europa Gräben überwinden und darf sich nicht im Prestige-Klein-Klein der europäischen Finanzplätze verheddern. Das ist die falsche Priorität.

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Wasser im Bembel

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23.02.2024

Aus Schaden wird man klug. Es war eine peinliche Niederlage, dass der Sitz der europäischen Bankenaufsicht EBA nach Paris und nicht nach Frankfurt verlegt wurde. Die französische Hauptstadt bekam im Jahr 2017 den Zuschlag, weil die Finanzplätzeakteure dort an einem Strang zogen – bis hin zum französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron. In Deutschland dagegen liefen Initiativen zur Stärkung des größten deutschen Finanzplatzes im besten Fall nebeneinanderher. Vor allem aber liefen sie unterirdisch.

Bei der Bewerbung um die europäische Anti-Geldwäsche-Behörde (AMLA) war die........

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