Das Schweizer Rentensystem ist eigentlich vorbildlich. Es steht auf drei Säulen: einem staatlichen Umlagesystem, einer kapitalgedeckten beruflichen Vorsorge und einer freiwilligen privaten Absicherung, die steuerlich gefördert wird. Damit ist die Altersvorsorge der Schweizer deutlich breiter und besser abgestützt als die der Deutschen. Allerdings leidet die umlagefinanzierte staatliche Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) als größte Säule unter dem gleichen Problem, das auch anderen Industrieländern schwer zu schaffen macht: dem demographischen Wandel. Immer weniger Erwerbstätige müssen für immer mehr Rentner aufkommen, die überdies immer älter werden.

Daher läuft die AHV schnurstracks auf ein gewaltiges Defizit zu, das durch die jüngste Volksabstimmung nun noch größer zu werden droht: Anfang März votierten die Schweizer mit 58 Prozent der abgegebenen Stimmen dafür, vom Jahr 2026 an eine 13. Monatsrente einzuführen. Erstmals sagten sie Ja zu einer linken Volksinitiative zum Ausbau des Sozialstaats – und zerschlugen damit abrupt das über Jahrzehnte aufgebaute Image einer vernünftigen, staatsfernen und wirtschaftsfreundlichen Haltung der Bevölkerung.

QOSHE - Das vergiftete Schweizer Rentengeschenk - Johannes Ritter, Zürich
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Das vergiftete Schweizer Rentengeschenk

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10.04.2024

Das Schweizer Rentensystem ist eigentlich vorbildlich. Es steht auf drei Säulen: einem staatlichen Umlagesystem, einer kapitalgedeckten beruflichen Vorsorge und einer freiwilligen privaten Absicherung, die steuerlich gefördert wird. Damit ist die Altersvorsorge der Schweizer deutlich........

© Frankfurter Allgemeine


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