Zum Jahresauftakt zündete Volkswagen ein Licht der Hoffnung für all jene, die prinzipiell für elektrische Mobilität offen sind. Man habe die Feststoff-Batteriezelle von Quantum Scape in den eigenen Laboren getestet, mehr als 1000 Lade- und Entladezyklen seien absolviert, das entspräche rechnerisch einer Fahrstrecke von etwa 500.000 Kilometern. Das Baumuster, dessen Aufbau einem Serienprodukt ähnelt, sei dabei kaum gealtert, es wies am Ende noch mehr als 95 Prozent der ursprünglichen Kapazität auf.

Wenn Europas größter Industriekonzern so etwas vermeldet, ist das durchaus ernst zu nehmen, es lohnt sich aber, auf Details zu achten, etwa den Hinweis von Quantum Scape in einem Brief an die eigenen Aktionäre, dass die Tests bei einer konstanten Temperatur von 25 Grad durchgeführt wurden. So ermutigend das Ergebnis auch für die weitere Entwicklung sein mag, der Weg von der einzelnen Zelle zu einer Industrialisierung ist weit, so weit, dass Volkswagen noch keinerlei Aussage zu einem möglichen Serieneinsatz treffen mag.

Abgesehen davon: Die Dauerhaltbarkeit der Akkus ist eines der geringsten Probleme der Elektromobilität. Zahlreiche Erfahrungsberichte zeigen, dass die frühen BMW i3 und Renault Zoe die ersten Jahre ihres elektrischen Lebens ganz gut überstanden haben, Messungen der TU München bestätigen das auch für den ID 3 von Volkswagen. Was den potentiellen Kunden wirklich interessiert, ist ohnehin anderes: Wo bekomme ich viel Reichweite und schnelles Nachladen für möglichst wenig Geld? Ob der Festkörperakku die Antwort darauf ist oder vielleicht doch eher ein weiterentwickelter konventioneller Lithium-Ionen-Akku?

Aktuell stehen die Chancen für Lithium-Eisenphosphat nicht schlecht, und die Chinesen schicken nun auch Natriumakkus ins Rennen. Was auch immer da im Lauf des Jahres kommen mag, es lohnt sich, stets zu prüfen, ob es sich um eine Wunder- oder eine Nebelkerze handelt.

Mehr zum Thema

1/

Fiat 500 mit Wechselakku : Komme gleich wieder

Abschied vom Verbrenner : Mehr Ladesäulen sorgen kaum für mehr Elektroautos

Aus für Subventionen : Kein Mitleid mit dem Elektroauto

QOSHE - Wunder bei VW? - Johannes Winterhagen
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Wunder bei VW?

13 0
12.01.2024

Zum Jahresauftakt zündete Volkswagen ein Licht der Hoffnung für all jene, die prinzipiell für elektrische Mobilität offen sind. Man habe die Feststoff-Batteriezelle von Quantum Scape in den eigenen Laboren getestet, mehr als 1000 Lade- und Entladezyklen seien absolviert, das entspräche rechnerisch einer Fahrstrecke von etwa 500.000 Kilometern. Das Baumuster, dessen Aufbau einem Serienprodukt ähnelt, sei dabei kaum gealtert, es wies am Ende noch mehr als 95 Prozent der ursprünglichen Kapazität auf.

Wenn Europas größter........

© Frankfurter Allgemeine


Get it on Google Play