Bill Anderson wehrt sich mit aller Macht gegen die Forderungen von Investoren, den Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer zügig aufzuspalten. „Nicht jetzt“ sei der Zeitpunkt für Strukturveränderungen, sagte der neue Vorstandsvorsitzende des Dax-Konzerns am Dienstag.

Wenngleich er sich eine Hintertür offen lässt, indem er betont, dass es eben nicht „nie“ heiße, ist die Botschaft doch deutlich. Eine Abspaltung der Konsumentensparte mit den rezeptfreien Medikamentenmarken wie Aspirin würde zwar Geld in die Kassen spülen und damit die Verschuldung reduzieren, unter der Bayer so ächzt. Doch Anderson warnt davor, dass das länger dauern würde als von vielen vermutet und die Barmittel erst nach zwei Jahren zur Verfügung stehen würden. In der Zeit könnte die Lage noch dramatischer geworden sein für Bayer.

Zudem würde eine Abspaltung in der Zwischenzeit Managementkapazitäten binden und mit „erheblichen Kosten und Steuereffekten“ verbunden sein. Sich von den größeren Sparten Pharma oder Agrar zu trennen sei schon aufgrund der ausgedünnten Pharma-Pipeline und der Rechtsrisiken rund um Glyphosat unwahrscheinlich.

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Das angeschlagene Unternehmen braucht aus Andersons Sicht – und da hat er auch die Rückendeckung aus dem bisherigen Aufsichtsrat – zunächst andere Schritte, um wieder in die Spur zurückzufinden. Die hohe Verschuldung, die zuletzt mit 34,5 Milliarden Euro in der Bilanz stand, muss das Unternehmen dringend reduzieren. Dafür etwa wird die Dividende in den nächsten drei Jahren auf einen symbolischen Minimalbetrag gestutzt. In den Glyphosatprozessen will sich Bayer mit neuen Kanzleien energischer verteidigen und stärker die Politik einbeziehen. Die Pharma-Pipeline braucht frische Produkte, und das angekündigte Konzernumbauprogramm soll vom Jahr 2026 an jährlich 2 Milliarden Euro an Einsparungen bringen.

Das Problem ist nur: Das sind alles richtige und nachvollziehbare Punkte, aber sie sind für die Investoren nicht neu. Das Glyphosat-Damoklesschwert schwebt seit Jahren über dem Konzern, der Ablauf der Patente in der Pharmasparte kommt mit Ansage – und über das Umbauprogramm spricht Anderson seit Monaten. Um Anlegervertrauen zurückzugewinnen, müssen die Zahlen schnell besser werden. Vom Tisch ist die Aufspaltungsdebatte noch lange nicht.

QOSHE - Beruhigungspille vom Bayer-Chef - Jonas Jansen, Düsseldorf
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Beruhigungspille vom Bayer-Chef

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05.03.2024

Bill Anderson wehrt sich mit aller Macht gegen die Forderungen von Investoren, den Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer zügig aufzuspalten. „Nicht jetzt“ sei der Zeitpunkt für Strukturveränderungen, sagte der neue Vorstandsvorsitzende des Dax-Konzerns am Dienstag.

Wenngleich er sich eine Hintertür offen lässt, indem er betont, dass es eben nicht „nie“ heiße, ist die Botschaft doch deutlich. Eine Abspaltung der Konsumentensparte mit den rezeptfreien Medikamentenmarken wie Aspirin würde zwar Geld in die Kassen spülen und damit die Verschuldung reduzieren, unter der Bayer so ächzt. Doch Anderson warnt davor, dass das........

© Frankfurter Allgemeine


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