Bloß raus hier – das war die sehr eindeutige Botschaft der Aktionäre des Pharma- und Agrarchemiekonzerns Bayer am Montag. Um zeitweilig ein Fünftel an Wert büßte die Aktie des Dax-Konzerns aus Leverkusen ein, nachdem Bayer am Wochenende seinen Anteilseignern gleich zwei Hiobsbotschaften zugemutet hat: Zuerst eine abermalige Niederlage in einem Glyphosat-Prozess. Und dann, noch schwerwiegender, ein Misserfolg in einer Medikamenten-Studie, von der sich die Pharma-Sparte ein jährliches Spitzenumsatzpotenzial von mehr als 5 Milliarden Euro erhofft hatte.

Bayer hat in wenigen Stunden mehr als 7 Milliarden Euro an Wert verloren, so steil ging es selbst nach den ersten verlorenen Glyphosatprozessen nach der umstrittenen Übernahme des amerikanischen Saatgutkonzerns Monsanto nicht bergab. Um den Kurs von Bayer auf dieses Niveau zu bringen, war zuletzt eine globale Finanzkrise nötig. Jetzt schafft es der Dax-Konzern ganz alleine.

Mitten im Sturm steht jetzt der neue Vorstandsvorsitzende Bill Anderson. Er mag sich verwundert umschauen, hat er doch weder das eine, Glyphosat, noch das andere, die Medikamentenstudie, zu verantworten. Doch steht er als neuer Vorstandschef eben für die Strategie und die Hoffnungen, die sich Aktionäre gemacht hatten. Die Erwartungen und der Druck sind hoch. Und je deutlicher der Aktienkurs sinkt, desto lauter werden die Stimmen, die Andersons internen Umbauplan zur Effizienzsteigerung nicht für ausreichend halten.

Zwar hat Bayer auch in seiner Pharmasparte noch vielversprechende neue Medikamente, einige sind schon am Markt. Doch war die Hoffnung auf den Gerinnungshemmer Asundexian besonders groß – weshalb die Enttäuschung nun ebenso schwer wiegt. Andersons Strategie für die Pharma-Sparte steht in Frage. Und plötzlich schwebt das Damoklesschwert Aufspaltung wieder über dem Konzern.

QOSHE - Ganz bittere Pille - Jonas Jansen, Düsseldorf
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Ganz bittere Pille

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20.11.2023

Bloß raus hier – das war die sehr eindeutige Botschaft der Aktionäre des Pharma- und Agrarchemiekonzerns Bayer am Montag. Um zeitweilig ein Fünftel an Wert büßte die Aktie des Dax-Konzerns aus Leverkusen ein, nachdem Bayer am Wochenende seinen Anteilseignern gleich zwei Hiobsbotschaften zugemutet hat: Zuerst eine abermalige Niederlage in einem Glyphosat-Prozess. Und dann, noch schwerwiegender, ein Misserfolg in einer Medikamenten-Studie, von der sich die........

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