In seinen ersten sieben Monaten seit Amtsantritt hat der Bayer-Vorstandsvorsitzende Bill Anderson immer wieder deutlich gesagt, dass er die Struktur des Dax-Konzerns gehörig umkrempeln will. Für die Beschäftigten gerade in Deutschland dürfte die Mitteilung vom Mittwochabend trotzdem ein Schock gewesen sein: Einen „erheblichen Personalabbau“ kündigt der Konzern dort an, mit Unterstützung des Betriebsrates, der die harten Einschnitte aufgrund der angespannten Lage des Konzerns mitträgt.

Das Ausmaß der Stellenstreichungen kann Bayer auch deshalb noch nicht beziffern, weil es sich bei der Umstrukturierung nicht um ein klassisches Sparprogramm dreht. Vielmehr stehen jetzt zahlreiche Führungspositionen und Managementposten zur Disposition, es wird nicht einfach in einem bestimmten Bereich gekürzt. Klar ist aber auch, dass Deutschland mit seinen gut 22.000 Beschäftigten besonders betroffen ist, liegt am Heimatstandort doch ein Großteil der Verwaltungs- und Führungspositionen – und gerade hier hat sich in den vergangenen Jahren eine interne Bürokratie aufgebaut, die Anderson aufbrechen will. Das Ziel: Den einzelnen Mitarbeitern mehr Verantwortung geben um damit den Konzern schneller zu machen und in der Folge das Ergebnis zu verbessern.

Das ist dringend nötig, steht Bayer doch seit Monaten lauten Aufspaltungsforderungen von Investoren gegenüber. Die Art, wie der Konzern nun sein Strukturprogramm vorgestellt hat, lässt Rückschlüsse darauf zu, dass sich Vorstand und Aufsichtsrat dagegen aber mit aller Macht stemmen wollen. In einer gemeinsamen Erklärung des Unternehmens unterstützen die Arbeitnehmervertreter, ob aus dem Betriebsrat, oder von der Gewerkschaft IGBCE, ausdrücklich die vorhandene Struktur des Konzerns mit seinen Sparten Pharma, Agrar und den rezeptfreien Medikamenten.

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Anderson hatte zwar immer betont, alle Optionen zu prüfen und im März auf dem Kapitalmarkttag darüber zu informieren, doch muss er für Abspaltung zuerst die Geschäfte auf Vordermann bringen. Die Einigkeit zwischen Vorstand und Aufsichtsrat, zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite ist ein doppeltes Signal: Wenn der Druck von außen besonders groß ist, wird die interne Einigkeit umso wichtiger. Es zeigt aber auch, wie angeschlagen der Konzern ist.

QOSHE - Bayer stemmt sich gegen die Aufspaltung - Jonas Jansen
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Bayer stemmt sich gegen die Aufspaltung

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18.01.2024

In seinen ersten sieben Monaten seit Amtsantritt hat der Bayer-Vorstandsvorsitzende Bill Anderson immer wieder deutlich gesagt, dass er die Struktur des Dax-Konzerns gehörig umkrempeln will. Für die Beschäftigten gerade in Deutschland dürfte die Mitteilung vom Mittwochabend trotzdem ein Schock gewesen sein: Einen „erheblichen Personalabbau“ kündigt der Konzern dort an, mit Unterstützung des Betriebsrates, der die harten Einschnitte aufgrund der angespannten Lage des Konzerns mitträgt.

Das Ausmaß der Stellenstreichungen kann Bayer auch deshalb noch nicht beziffern, weil es sich bei der Umstrukturierung nicht um ein........

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