Als der Soziologe Talcott Parsons sich 1973 Gedanken über die Universitäten machte, kam er auf ihre üblichen Aufgaben: Forschung, Erziehung von Eliten, Verbreiten von Allgemeinbildung. Weshalb aber, so fragte er, sollten die Bildungsaufgaben ausgerechnet mittels Wissenschaft erfüllt werden? Die meisten Absolventen der Universität forschten nach dem Studium nicht mehr. Weder die Ärzte noch die Anwälte oder die Lehrer, von den Unternehmern, Politikern, Managern oder Journalisten ganz zu schweigen.

Sie alle gleichwohl jahrelang an Wissenschaft zu gewöhnen, so Parsons, habe den Sinn, ihnen Respekt gegenüber dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn zu vermitteln. Wir leben, hieß das, in einer technisch-wissenschaftlichen Zivilisation, die es sich nicht leisten kann, auf Forschung herabzusehen. So schwer verständlich, in Details versunken und mit abseitigen Gedanken beschäftigt die Forschung erscheinen mag: Die Universität bringt alle, die sie durchlaufen, in Kontakt mit dieser Sonderwelt, um sie für die wissenschaftliche Herkunft von Erkenntnissen aufgeschlossen zu halten – was immer am Stammtisch über den Klimawandel gesagt werden mag.

QOSHE - Kritik ohne Vernunft - Jürgen Kaube
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Kritik ohne Vernunft

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16.12.2023

Als der Soziologe Talcott Parsons sich 1973 Gedanken über die Universitäten machte, kam er auf ihre üblichen Aufgaben: Forschung, Erziehung von Eliten, Verbreiten von Allgemeinbildung. Weshalb aber, so fragte er, sollten die Bildungsaufgaben ausgerechnet mittels Wissenschaft erfüllt........

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