Der Fußball ist eine emotionale Welt. Das gilt für Siege ebenso wie für Niederlagen. Für Zeiten, in denen der favorisierte Verein um die Spitzenplätze in der Liga kämpft, ebenso wie für Phasen, in denen der Abstieg droht. Und es gilt leider auch für Geschehnisse wie jene am vergangenen Samstag, als bis zu 400 teils vermummte Anhänger der Eintracht (als „Fans“ mag man sie kaum bezeichnen) Ordner und Rettungskräfte sowie Polizisten angegriffen haben sollen – und das alles nur, weil sich ein Fan gegängelt gefühlt haben mag, als ihn ein Ordner nach seiner Zugangsberechtigung für die Nordwestkurve fragte.

Das ist verkehrte Welt. Und ebenso verquer ist, was sich seit Samstag in den sozialen Netzen und anderswo niederschlägt: dass sich nämlich Gewalttäter nun als Opfer gerieren, die ahnungslos von prügelnden Polizisten übermannt worden seien. Als habe die Polizei nichts Besseres zu tun, als eine Konfrontation mit Eintracht-Anhängern zu provozieren, gar anzuzetteln. Da werden Ursache und Wirkung verdreht – und es wird Narrativen im weltweiten Netz Glauben geschenkt, bei denen man sich nur wundert. Wie kann es sein, dass bei der Frage, wie der Staat auf Gewalttäter reagieren darf, der sachliche Blick in den Hintergrund gerät und selbst reflektierte Fans nicht mehr in der Lage sind, Fakten von Emotionen zu unterscheiden?

QOSHE - Emotion statt Fakten - Katharina Iskandar
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Emotion statt Fakten

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28.11.2023

Der Fußball ist eine emotionale Welt. Das gilt für Siege ebenso wie für Niederlagen. Für Zeiten, in denen der favorisierte Verein um die Spitzenplätze in der Liga kämpft, ebenso wie für Phasen, in denen der Abstieg droht. Und es gilt leider auch für Geschehnisse wie jene am vergangenen Samstag, als bis zu 400 teils vermummte........

© Frankfurter Allgemeine


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