Für manchen dürfte es eine Überraschung gewesen sein, dass Beamte am frühen Dienstagmorgen die Wohnungen von etwa 40 Eintracht-Anhängern aufsuchten. Sie kamen unangekündigt, mit Durchsuchungsbeschluss – und nahmen vor allem Datenträger, aber auch Kleidungsstücke mit. Eben alles, was möglicherweise dazu dienen kann, in einem Strafverfahren zu belegen, welchen Anteil die Beschuldigten an den Ausschreitungen am 25. November 2023 gehabt haben könnten, als etwa 400 Eintracht-Anhänger einer weitaus kleineren Gruppe an Polizeibeamten gegenüberstanden und sie mit allem attackierten, was ihnen zwischen die Finger kam.

Videoaufnahmen vom Geschehen zeigen einen tobenden Mob, der „Bullenschweine“ ruft. Und das alles nur, weil ein Ordner einen Eintracht-Fan, der kein entsprechendes Ticket hatte, nicht in die Nordwestkurve gelassen hat. Anders gesagt: Weil der Mann einfach seinen Job gemacht hat.

Das Vorgehen der Polizei, das in der Szene vermutlich wieder den „Wir sind Opfer“-Reflex hervorrufen wird wie damals der Polizeieinsatz im Stadion, ist im Zusammenspiel der Kräfte bemerkenswert. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft war es, die die Durchsuchungen beantragte. Es war ein Richter, der die Beschlüsse schließlich erlassen hat. Und das zeigt, dass der Staat in geschlossener Front von Polizei und Justiz sich nicht davor scheut, gegen Gewalt im Stadion vorzugehen, und sei es mit drastischen Mitteln.

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Das mag für den einen oder anderen nicht nachvollziehbar sein, für den die Diskussion schon anfängt mit dem Argument, die Polizei oder auch die Feuerwehr habe sich in der Kurve zurückzuhalten, zusammengefasst in dem Ultra-Spruch: „Die Kurve gehört uns.“

Doch wer so argumentiert, der hat sein Recht auf einen Platz im Stadion im Grunde genommen schon verwirkt. Denn er ruft rechtsfreie Räume herbei, wo es keine geben darf. Der hat sich von gesellschaftlichen Normen verabschiedet, es sei denn, sie nutzen nur ihm selbst.

Diese krude Haltung, sich seine eigenen Regeln zu schaffen, hat in der Ultra-Szene lange funktioniert. Ihr etwas entgegenzusetzen ist überfällig. Auch die Eintracht gerät zunehmend unter Druck, wie sie mit ihren Problemfans verfahren will. Denn eines ist klar: Dieser Teil ihrer Anhängerschaft ist nicht das Gros. Die meisten Fans wollen einfach nur guten Fußball erleben. Und das ohne Gewalt.

QOSHE - Frankfurter Eintracht unter Druck - Katharina Iskandar
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Frankfurter Eintracht unter Druck

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20.03.2024

Für manchen dürfte es eine Überraschung gewesen sein, dass Beamte am frühen Dienstagmorgen die Wohnungen von etwa 40 Eintracht-Anhängern aufsuchten. Sie kamen unangekündigt, mit Durchsuchungsbeschluss – und nahmen vor allem Datenträger, aber auch Kleidungsstücke mit. Eben alles, was möglicherweise dazu dienen kann, in einem Strafverfahren zu belegen, welchen Anteil die Beschuldigten an den Ausschreitungen am 25. November 2023 gehabt haben könnten, als etwa 400 Eintracht-Anhänger einer weitaus kleineren Gruppe an Polizeibeamten gegenüberstanden und sie mit allem attackierten, was ihnen zwischen die Finger kam.

Videoaufnahmen vom........

© Frankfurter Allgemeine


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