Die gemeine Weißlichtmilbe ist kaum einen halben Millimeter groß. Ihr Körper ist milchig weiß und mit winzigen Borsten bedeckt. Der Schädling fühlt sich in feucht-warmer Umgebung wohl, unter Polstermöbeln, Teppichen und in Betten.

Die atypische Besonderheit des Gliederfüßers, kopfüber an Zimmerdecken zu nisten, erschwert die Bekämpfung. Wer allerdings regelmäßig die Decke aller Wohnräume absaugt, kann sich vor einem Befall schützen.

Sollten Sie, werte Leser, kürzlich über ein Video gestolpert sein, in dem Sie einen jungen Menschen mit dem Staubsauger die Raumdecke bearbeiten sehen oder gar selbst einen Spross daheim haben, der die Schädlingsbekämpfung in die eigene Hand nimmt – seien Sie unbesorgt: die Weißlichtmilbe existiert ausschließlich im Internet.

Dort jedoch findet man sie mittlerweile fast überall. Was auf der Kurzvideoplattform Tiktok begann, nimmt seit einigen Tagen den Weg durch die digitalen Institutionen. Auf X weist die Lebensmittelkette Veganz darauf hin, dass es Tierquälerei sei, die Krabbler im Staubsauger verenden zu lassen, und empfiehlt das Kehrblech.

Auf Instagram und gutefrage.de diskutieren Nutzer, ob die Tierchen empfindlich gegenüber Dunkelheit sind. Und die offizielle Website weisslichtmilbe.de erläutert Wissenswertes zur Artenvielfalt und vergleicht Staubsaugermodelle danach, wie effektiv sie zur Bekämpfung dienen.

Anders als bei der Wanzenplage, die Ende vergangenen Jahres vermeintlich Paris heimsuchte, sich aber als russische Desinformationskampagne herausstellte, sind die Weißlichtmilben aber nur ein Scherz des Berliner Studenten Levi Penell.

In einem ersten Video auf Tiktok kündigte er an, es lasse sich das Gerücht verbreiten, man müsse jeden Monat die Decke absaugen, um sich gegen erfundene Milben zu schützen. Gesagt, getan: In einem zweiten Video setzte er genau das um, und siehe da: Das Video erreichte deutlich mehr Nutzer und fand schnell Nachahmer.

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So manch einer stimmt da schon wieder einen Abgesang auf die Generation Z und ihre Leichtgläubigkeit gegenüber Inhalten im Internet an. Dabei scheinen in diesem Fall die jungen Menschen, die Inhalte zu diesem Thema produzieren, sehr genau zu wissen, dass es sich dabei bloß um einen Spaß handelt, den sie weiterspinnen.

Wer das nicht versteht, ist – neben einigen besorgten Schwurbel-Boomern – einmal mehr ChatGPT, das vor „winzigen Spinnentieren“ warnt, die „eine häufige Ursache für Allergien“ sind. Aber wen wundert’s? Anders als wir Menschen kann es ja auch nicht einfach vom PC aufstehen – um einfach mal nachzusehen, ob es an der Zimmerdecke wirklich kreucht und fleucht.

QOSHE - Achtung vor Weißlichtmilben! - Kira Kramer
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Achtung vor Weißlichtmilben!

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06.04.2024

Die gemeine Weißlichtmilbe ist kaum einen halben Millimeter groß. Ihr Körper ist milchig weiß und mit winzigen Borsten bedeckt. Der Schädling fühlt sich in feucht-warmer Umgebung wohl, unter Polstermöbeln, Teppichen und in Betten.

Die atypische Besonderheit des Gliederfüßers, kopfüber an Zimmerdecken zu nisten, erschwert die Bekämpfung. Wer allerdings regelmäßig die Decke aller Wohnräume absaugt, kann sich vor einem Befall schützen.

Sollten Sie, werte Leser, kürzlich über ein Video gestolpert sein, in dem Sie einen jungen Menschen mit dem Staubsauger die Raumdecke bearbeiten sehen oder gar selbst einen Spross daheim haben, der die Schädlingsbekämpfung in die eigene Hand nimmt – seien Sie........

© Frankfurter Allgemeine


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