Dass die Pläne für die hochtrabend als Pilotprojekt bezeichnete Generalsanierung der Riedbahn zu ehrgeizig seien, hatte vor Tagen schon der Präsident des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie geäußert. Die Lose seien zu groß, das Projektmanagement des Konzerns sei überfordert, „alle wollen zu viel in zu kurzer Zeit“, sagte Peter Hübner der F.A.Z. Am Freitag nun hat die Deutsche Bahn ganz unverhofft den Beleg dafür geliefert, dass jedenfalls Zweifel an ihrer Vorgehensweise erlaubt sind.

Der Zeitplan der Bauarbeiten während der ersten der beiden Sperrungen der Riedbahn war offenbar dermaßen eng gesteckt, dass ihn schon die beiden Tage Winterwetter in dieser Woche ins Wanken gebracht haben. Eis und Schnee im Januar! Damit konnte nun wirklich niemand rechnen. Jetzt wird die Sperrung länger dauern, sie soll nun nicht in der Nacht zu Montag, sondern in der zu Mittwoch enden.

Ärgerlicher als die Verlängerung an sich ist die völlig unklare Auskunft der Deutschen Bahn, welche Fahrpläne während dieser beiden Tage gelten sollen. Offenbar hatte man sich im Konzern solch eine Verzögerung tatsächlich nicht vorstellen können. Dass an einem Freitag nicht klar ist, welche Züge oder Ersatzbusse am Montag fahren: Wer der Bahn zugetan ist, fasst sich an den Kopf.

Mehr zum Thema

1/

Riedbahn erst am Mittwoch frei : Rhein-Neckar-Bahn wird im Februar gesperrt

Sanierung der Riedbahn : Auf dem richtigen Gleis

ÖPNV im Rhein-Main-Gebiet : Noch einmal sieben Wochen Ersatzverkehr für die S 6

Das Konzept der Generalsanierungen ist nach wie vor überzeugend. Es ist besser, eine Strecke einmal von Grund auf instand zu setzen als immer wieder Flickschusterei zu betreiben. Aber es bedarf eben realistischer Planungen. So blickt man etwas skeptisch auf die nächste, für Februar angekündigte Sperrung, die der Main-Neckar-Bahn einige Kilometer weiter östlich, und vor allem auf die abermalige Sperrung der Riedbahn in der zweiten Jahreshälfte, die dann sogar fünf Monate dauern soll. Hoffentlich werfen die Deutsche-Bahn-Manager früh einen Blick in den Kalender, denn das Ende dieser fünf Monate wird im Dezember liegen. Auch so ein Monat, über dessen Wetter sich nachzudenken lohnt. Was könnte dann wohl drohen außer Sonnenschein? Man kommt einfach nicht drauf.

QOSHE - Der unverhoffte Winter - Manfred Köhler
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Der unverhoffte Winter

15 0
20.01.2024

Dass die Pläne für die hochtrabend als Pilotprojekt bezeichnete Generalsanierung der Riedbahn zu ehrgeizig seien, hatte vor Tagen schon der Präsident des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie geäußert. Die Lose seien zu groß, das Projektmanagement des Konzerns sei überfordert, „alle wollen zu viel in zu kurzer Zeit“, sagte Peter Hübner der F.A.Z. Am Freitag nun hat die Deutsche Bahn ganz unverhofft den Beleg dafür geliefert, dass jedenfalls Zweifel an ihrer Vorgehensweise erlaubt sind.

Der Zeitplan der Bauarbeiten während der ersten der beiden........

© Frankfurter Allgemeine


Get it on Google Play