Niemand muss Schnappatmung bekommen, weil in den nächsten Wochen am Eingang der Frankfurter Fußgängerzone ein beleuchtetes Schild mit dem Schriftzug „Happy Ramadan“ hängt. Frankfurt ist die globalisierteste Stadt Deutschlands, auch wenn sie sich nicht immer so benimmt, sie ist ein internationaler Ort, an dem zehntausende Muslime leben. Der Ramadan ist ihr heiligster Monat, der ihnen einiges abverlangt.

Es lassen sich hundert Abhandlungen darüber schreiben, ob die Integration von Zuwanderern gelungen ist oder nicht und wenn nein, an wem das liegt – doch im Alltag funktioniert das Zusammenleben. Und wenn etwas dafür getan wird, dass sich Muslime mehr als Teil des Ganzen fühlen, weil nun wenigstens einmal, an einem einzigen Ort darauf hingewiesen wird, dass für sie nun eine wichtige Zeit anbricht, dann ist das kein Grund für Aufregung.

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Doch bevor sich die Mitglieder des Magistrats und der Koalition im Römer vor Freude auf die Schenkel schlagen, welcher Coup ihnen da mit kleinem Aufwand gelungen ist, sollten sie daran erinnert werden, dass in der Migrationspolitik kompliziertere Aufgaben der Lösung harren als das Anbringen von schlichten Zwei-Wort-Botschaften in luftiger Höhe.

Schlangen vor Ämtern – mit der Frankfurter Ausländerbehörde dürfte nach wie vor kaum jemand „happy“ sein – , schwierige Schulbiographien von Kindern aus Zuwandererfamilien, eine nach wie vor überdurchschnittliche Arbeitslosigkeit von Ausländern: So sehen die wirklichen Herausforderungen aus. Ein Schild über der Freßgass’ darf kein Ersatz für Politik sein.

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Ein Schild darf kein Ersatz für Politik sein

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06.03.2024

Niemand muss Schnappatmung bekommen, weil in den nächsten Wochen am Eingang der Frankfurter Fußgängerzone ein beleuchtetes Schild mit dem Schriftzug „Happy Ramadan“ hängt. Frankfurt ist die globalisierteste Stadt Deutschlands, auch wenn sie sich nicht immer so benimmt, sie ist ein internationaler Ort, an dem zehntausende Muslime leben. Der Ramadan ist ihr heiligster Monat, der ihnen einiges abverlangt.

Es lassen sich hundert Abhandlungen........

© Frankfurter Allgemeine


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