Über viele Jahre hinweg ist von Unternehmern und ihren Verbänden vor dem Fachkräftemangel gewarnt worden, ohne dass dies größere Beachtung fand. Jetzt ist er Wirklichkeit: Überall fehlt es an Personal. Reihenweise fallen Züge aus, in den Kindergärten und Pflegeheimen kommt man nicht mehr zurecht, Handwerkern fehlt der Nachwuchs. Wenn die geburtenstarken Jahrgänge der frühen Sechziger nach und nach in den Ruhestand gehen, wird das Fehlen von Arbeitskräften noch einmal größer werden.

Der neue hessische Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori (SPD) erinnert zutreffend an zwei Möglichkeiten, das Arbeitskräfte-Potential zu erhöhen: die Beschäftigung von Frauen zu erleichtern, indem die Vereinbarung von Familie und Beruf verbessert wird - und die Chancen der Zuwanderung zu nutzen.

Auch diejenigen, die sich in den vergangenen Tagen gar nicht mehr beruhigen konnten, weil über der Freßgass’ in Frankfurt ein Schild zum Ramadan hängt, müssen sehen, dass die Wirtschaft des Rhein-Main-Gebiets ohne Zuwanderer längst zusammengebrochen wäre.

Ohne Migranten geht es nicht, in keinem Wirtschaftszweig.

Das ist kein Plädoyer für ungesteuerte Einwanderung. Selbstredend kann weder Frankfurt noch Deutschland noch Europa jeden aufnehmen, dem danach ist, stärkere Restriktionen sind dringend notwendig. Aber es ist zugleich richtig, mit aller Kraft daran zu arbeiten, dass hier lebende Migranten dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, dass die immer noch überdurchschnittliche Arbeitslosenquote von Ausländern sinkt.

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Zudem sollte die gesteuerte Zuwanderung Qualifizierter besser funktionieren, wozu ein entschlackter Rechtsrahmen ebenso wie ordentlich arbeitende Ausländerbehörden einen Beitrag leisten könnten.

Die Politik geht jedoch weder bei der Vereinbarung von Familie und Beruf noch bei der Zuwanderung so stringent vor, wie es notwendig wäre. Insofern darf dem Appell Mansooris gern eine entsprechende Politik der schwarz-roten Landesregierung folgen. Auch die Kommunen sollten diese Fragen stärker in den Blick nehmen, sich auch trauen, Probleme zu benennen.

Schließlich gilt auch dies: Beschäftigung ist der beste Weg zur Integration, zur Vermeidung von migrantischen Parallelgesellschaften, die niemand wollen kann.

QOSHE - Ohne Zuwanderer geht es nicht - Manfred Köhler
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Ohne Zuwanderer geht es nicht

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17.03.2024

Über viele Jahre hinweg ist von Unternehmern und ihren Verbänden vor dem Fachkräftemangel gewarnt worden, ohne dass dies größere Beachtung fand. Jetzt ist er Wirklichkeit: Überall fehlt es an Personal. Reihenweise fallen Züge aus, in den Kindergärten und Pflegeheimen kommt man nicht mehr zurecht, Handwerkern fehlt der Nachwuchs. Wenn die geburtenstarken Jahrgänge der frühen Sechziger nach und nach in den Ruhestand gehen, wird das Fehlen von Arbeitskräften noch einmal größer werden.

Der neue hessische Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori (SPD) erinnert zutreffend an zwei Möglichkeiten, das........

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