Während der Energietechnikkonzern Siemens Energy nach den staatlichen Garantien und den heftigen Verlusten im Windturbinengeschäft ziemlich „ausgepowert“ wirkt, glänzt die frühere Muttergesellschaft Siemens mit Rekordzahlen. Der Technologiekonzern zeigt sich sehr energisch, schließlich hat der Umsatz in dem am 30. September beendeten Geschäftsjahr schon fast wieder das Niveau von vor drei Jahren, also vor der Aufspaltung, erreicht.

Die Geschäftszahlen zeigen: Siemens ist in bester Verfassung, einzig der Aktienkurs hinkt der Entwicklung mancher Konkurrenten hinterher. Auch dieses Manko will der Vorstandsvorsitzende Roland Busch hinter sich lassen. Zum einen wird die Dividende um rund 10 Prozent erhöht. Zum anderen wird ein neues Aktienrückkaufprogramm von bis zu 6 Milliarden Euro aufgelegt.

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Ob es dem Aktienkurs auf die Sprünge helfen wird, bleibt fraglich. Denn trotz allen Selbstbewusstseins hat Busch Aktionäre, Mitarbeiter und Kunden auf ein Jahr des Übergangs vorbereitet. Der Umsatz wird langsamer wachsen, was angesichts der Flaute in der Weltwirtschaft und vor allem in China nicht einmal eine schlechte Nachricht ist. Die gedämpften Erwartungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Überraschungen, die durchaus möglich sind, wenn die Notenbanken angesichts der nachlassenden Inflation die Zinsen nicht mehr erhöhen müssen. Aber davon profitieren auch Wettbewerber wie die Schweizer ABB, die französische Schneider Electric oder die amerikanische Rockwell.

Bei Siemens wird die schlechte Kursentwicklung gerne mit dem Deutschland-Malus begründet. Den gibt es, was vor allem an der Abhängigkeit der deutschen Exportwirtschaft vom China-Geschäft liegt. Da macht Siemens keine Ausnahme, schließlich prägen den vorsichtigen Ausblick für das gerade begonnene Geschäftsjahr 2023/24 die verhaltenen Erwartungen zur chinesischen Wirtschaft. Zwar sind die alles andere als energisch, doch gibt es Chancen für eine Belebung, auch wenn Chinas Wirtschaft wohl nicht mehr die früheren hohen Wachstumsraten erreichen wird. Doch selbst nach einer Normalisierung bleibt ausreichend Potential für Siemens vorhanden. Es spricht vieles für China. Darüber hängt aber das Damoklesschwert geopolitischer Spannungen. In China geht Siemens ins Risiko.

QOSHE - Siemens geht in China ins Risiko - Markus Frühauf, München
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Siemens geht in China ins Risiko

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17.11.2023

Während der Energietechnikkonzern Siemens Energy nach den staatlichen Garantien und den heftigen Verlusten im Windturbinengeschäft ziemlich „ausgepowert“ wirkt, glänzt die frühere Muttergesellschaft Siemens mit Rekordzahlen. Der Technologiekonzern zeigt sich sehr energisch, schließlich hat der Umsatz in dem am 30. September beendeten Geschäftsjahr schon fast wieder das Niveau von vor drei Jahren, also vor der Aufspaltung, erreicht.

Die Geschäftszahlen zeigen: Siemens ist in bester Verfassung, einzig der Aktienkurs hinkt der Entwicklung mancher Konkurrenten hinterher. Auch dieses Manko will der........

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