Die Öffentlichkeit liebt Duelle, sei es im Wahlkampf oder im Sport. Auch am Kapitalmarkt wird die Kursentwicklung regelmäßig mit der von Konkurrenten verglichen. So geht es auch dem Technologiekonzern Siemens und seinem Vorstandsvorsitzenden Roland Busch. Er liefert regelmäßig Rekordergebnisse ab, der Aktienkurs erreichte am Donnerstag mit 174 Euro ein Rekordhoch.

Doch den Aktionären von Siemens reicht das nicht, wie die Kritik auf der Hauptversammlung (HV) am Donnerstag gezeigt hat. Sie verweisen auf den französischen Konkurrenten Schneider Electric, zu dem Siemens eine Bewertungslücke von 30 Prozent aufweisen soll. Pikanterweise ist der Vorstandschef von Schneider Elec­tric mit Peter Herweck ein früherer Siemens-Manager. Mit ihm muss sich Busch an der Börse duellieren.

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Der Bewertungsabschlag wirft Fragen zum Geschäftsmodell von Siemens auf. Busch glänzt gerne mit Fachbegriffen wie dem „industriellen Metaverse“ oder seinen Kenntnissen zur Künstlichen Intelligenz. Er verweist regelmäßig auf den Erfolg der Plattform Xcelerator. Das hört sich beeindruckend an, aber es bestehen Zweifel, ob die Investoren die Innovationen von Siemens wirklich verstehen. Die Kommunikation mit dem Kapitalmarkt ist nicht die Stärke von Busch, der sich in der Welt der Ingenieure und Informatiker deutlich wohler fühlt. So komplex, wie einige Aktionäre kritisieren, ist aber die Struktur von Siemens nicht.

Die Medizintechnik der an der Börse notierten Siemens Healthineers bietet in der immer älter werdenden Bevölkerung Wachstumspotenzial. Ähnlich stehen die Chancen für die Zugtechnik. Züge werden als Transportmittel gerade im Kampf gegen den Klimawandel gebraucht. Mithilfe der Digitalisierung lassen sich auch die notorischen Verspätungen im Zugverkehr reduzieren.

Ein Technologiekonzern wie Siemens muss langfristig stabil aufgestellt sein. Die an den Quartalsberichten ausgerichtete Einschätzung der Kapitalmärkte ist da nicht immer die geeignete Referenz. Trotzdem bleibt Busch in der Pflicht, das Geschäftsmodell besser und verständlicher zu erklären. Da wäre auch der persönliche Kontakt mit den Aktionären auf einer Präsenz-HV hilfreich. Es ist kein Ruhmesblatt für Siemens, sich mit den Anteilseignern zum vierten Mal in Folge nur im Internet auszutauschen.

QOSHE - Kommunikation tut Not - Markus Frühauf
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Kommunikation tut Not

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08.02.2024

Die Öffentlichkeit liebt Duelle, sei es im Wahlkampf oder im Sport. Auch am Kapitalmarkt wird die Kursentwicklung regelmäßig mit der von Konkurrenten verglichen. So geht es auch dem Technologiekonzern Siemens und seinem Vorstandsvorsitzenden Roland Busch. Er liefert regelmäßig Rekordergebnisse ab, der Aktienkurs erreichte am Donnerstag mit 174 Euro ein Rekordhoch.

Doch den Aktionären von Siemens reicht das nicht, wie die Kritik auf der Hauptversammlung (HV) am Donnerstag gezeigt hat. Sie verweisen auf den französischen Konkurrenten Schneider Electric, zu dem Siemens eine Bewertungslücke von 30 Prozent........

© Frankfurter Allgemeine


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