Unter dem Radar der Öffentlichkeit ist der Münchner Triebwerkshersteller MTU Aero einige Jahrzehnte geflogen. Daran hat sich nicht viel geändert, seitdem die Gesellschaft vor mehr als vier Jahren in den Dax-Index aufgestiegen ist. Möglicherweise wird MTU nun mehr Aufmerksamkeit zuteil, nachdem es im vergangenen Geschäftsjahr den ersten Verlust in seiner 90-jährigen Geschichte hat ausweisen müssen. Den Fehlbetrag verursachte die Rückrufaktion für bis zu 3000 schadhafte Triebwerke.

Doch dieses Problem ist nicht durch MTU verursacht worden, sondern durch die verunreinigten Bauteile des US-Partnerunternehmens Pratt & Whitney. Die von der deutlichen Dividendenkürzung betroffenen MTU-Aktionäre müssen sich bis 2026 auf weitere magere Jahre einstellen. Sie dürften nicht unbedingt Verständnis für die Nibelungentreue des MTU-Vorstands zum langjährigen Partner Pratt & Whitney aufbringen.

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Der Vorstandsvorsitzende Lars Wagner schließt nach derzeitigem Stand den Rechtsweg für Regressansprüche aus. Er begründet dies mit den geschlossenen Verträgen, die einen solchen Schadenfall abdecken. Gleichzeitig berichtet er von Gesprächen mit dem Partner über Kompensationen. Das klingt widersprüchlich, liegt wohl aber auch an den Besonderheiten im Triebwerksgeschäft. Die Entwicklung stemmen mehrere Unternehmen gemeinsam, langjährige Partnerschaften können sich hier als wertvoll erweisen.

Doch ist es auch die Pflicht des Vorstands, die Interessen seiner Anteilseigner zu wahren. Für einen Milliardenschaden, der durch fehlerhafte Bauteile eines Lieferanten verursacht wurde, muss er jede Form von Schadenersatz verfolgen, auch über den Rechtsweg. Bei Pratt & Whitney handelt es sich schließlich nicht um ein schwaches Unternehmen, sondern um die Tochtergesellschaft des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns RTX.

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MTU mit Triebwerkschaden

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01.03.2024

Unter dem Radar der Öffentlichkeit ist der Münchner Triebwerkshersteller MTU Aero einige Jahrzehnte geflogen. Daran hat sich nicht viel geändert, seitdem die Gesellschaft vor mehr als vier Jahren in den Dax-Index aufgestiegen ist. Möglicherweise wird MTU nun mehr Aufmerksamkeit zuteil, nachdem es im vergangenen Geschäftsjahr den ersten Verlust in seiner 90-jährigen Geschichte hat ausweisen müssen. Den Fehlbetrag verursachte die Rückrufaktion für bis zu 3000 schadhafte Triebwerke.

Doch dieses Problem........

© Frankfurter Allgemeine


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