Nicht alles, was wünschenswert ist, lässt sich finanzieren. So gesehen ist es richtig, dass die Mainzer Stadtwerke schon jetzt kräftig auf die Bremse treten, damit das kommunale Unternehmen nicht gegen die Wand fährt. Denn zur Daseinsvorsorge gehört nicht nur ein funktionierender Nahverkehr, sondern auch die Lieferung von sauberem Trinkwasser in alle Haushalte – wofür bis 2025 rund 90 Millionen Euro in die Sanierung des lange vernachlässigten Leitungsnetzes und der dazugehörigen Wasserwerke gepumpt werden sollen.

Noch dazu verlangt die Energiewende nach einer verbindlichen Wärmeplanung: In Mainz etwa setzt man dabei auf den zügigen Ausbau eines ziemlich teuren Fernwärmenetzes, mit dem vor allem die Neu- und Altstadtbewohner beglückt werden sollen.

So ärgerlich es ist: In dieser schwierigen, weil für die Stadtwerke- Gruppe unübersichtlichen Situation, auf die geplante Erweiterung des Straßenbahnnetzes vorerst doch lieber zu verzichten, zeugt von erfreulichem Realitätssinn.

Ganz aufgeben will man die „Zukunftsprojekte“ zwar nicht. Zumindest die Anbindung des Heiligkreuzviertels und eine Trassenverlängerung bis nach Ebersheim, wo nach dem Willen der Stadt in zehn bis 15 Jahren Wohnquartiere für einige Tausend Neubürger entstehen könnten, sollten die Nahverkehrsplaner im Auge behalten. Eine zusätzliche Innenstadtringlinie durch die dicht bebaute Neustadt erscheint dagegen durchaus verzichtbar.

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Das nun ohne große Vorwarnung vom Stadtwerke-Vorstand eingeleitete Bremsmanöver, das vom Aufsichtsrat mitgetragen wird, ist nur ein weiterer Beleg dafür, dass auch in der Biontech-Stadt, die während der Corona-Pandemie von exorbitant hohen Gewerbesteuerzahlungen eines Impfstoffherstellers profitierte, die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Gerade erst hat Finanzdezernent Günter Beck (Die Grünen) im Stadtrat vom Ende der „federleichten Zeit“ gesprochen und auf ein mittlerweile schon wieder absehbares Minus von 90 Millionen Euro im Haushalt 2024 hingewiesen.

Immerhin konnte sich Mainz in den vergangenen Jahren von Altschulden in Höhe von 920 Millionen Euro befreien und muss dafür nun auch keine Zinsen mehr entrichten. Den Fehler der Vergangenheit, erforderliche Investitionen auf kommunale Gesellschaften wie die Stadtwerke abzuwälzen, sollten sie im Rathaus aber besser nicht noch einmal machen.

QOSHE - Mainz muss wieder kleinere Brötchen backen - Markus Schug
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Mainz muss wieder kleinere Brötchen backen

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12.03.2024

Nicht alles, was wünschenswert ist, lässt sich finanzieren. So gesehen ist es richtig, dass die Mainzer Stadtwerke schon jetzt kräftig auf die Bremse treten, damit das kommunale Unternehmen nicht gegen die Wand fährt. Denn zur Daseinsvorsorge gehört nicht nur ein funktionierender Nahverkehr, sondern auch die Lieferung von sauberem Trinkwasser in alle Haushalte – wofür bis 2025 rund 90 Millionen Euro in die Sanierung des lange vernachlässigten Leitungsnetzes und der dazugehörigen Wasserwerke gepumpt werden sollen.

Noch dazu verlangt die Energiewende nach einer verbindlichen Wärmeplanung: In Mainz etwa setzt man dabei auf den........

© Frankfurter Allgemeine


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