Allzu viele Möglichkeiten gibt es nicht, um künftig im Winter ganze Stadtviertel zentral zu beheizen und große Industriebetriebe rund um die Uhr mit Strom zu versorgen. Zieht man die bisher dafür genutzten fossilen Energieträger, also etwa Kohle, Öl und Erdgas, ab, bleibt vor allem Wasserstoff übrig, um vorhandene Kraftwerksstandorte wie die Ingelheimer Aue in Mainz für die nächsten Jahrzehnte fit zu machen. So gesehen ist es sicher nicht zu früh, dass sich die Verantwortlichen dort jetzt mit dem Bau eines Zukunftskraftwerks beschäftigen, das laut Planung zwar zunächst noch ein Weilchen mit Erdgas, spätestens von 2035 an dann aber nur mehr mit Wasserstoff gefahren werden soll.

Befürworter einer rascheren und möglichst konsequenten Energie- und Wärmewende kritisieren den derzeit im ganzen Land festzustellenden „Wasserstoff-Rausch“. Weil dies klimapolitisch betrachtet das falsche Signal und noch dazu sehr teuer sei. Alles in allem werde dadurch nur eine längere Nutzung fossiler Brennstoffe ermöglicht. Wie in Mainz und Wiesbaden gibt es zum Beispiel auch in Hanau und Frankfurt konkrete Überlegungen, die nahe Zukunft mit kombinierten Erdgas- und Wasserstofflösungen zu bestehen.

Die damit verbundenen Investitionen, die häufig von den kommunalen Versorgungsunternehmen gestemmt werden müssen, sind gewaltig: Allein das Mainzer Zukunftskraftwerk soll einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag kosten. Außerdem will man ja auch das städtische Fernwärmenetz großflächig aus- und zudem ein regionales Wasserstoffverteilsystem für Rhein-Main aufbauen.

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QOSHE - Mit Vollgas zum Wasserstoff - Markus Schug
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Mit Vollgas zum Wasserstoff

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06.04.2024

Allzu viele Möglichkeiten gibt es nicht, um künftig im Winter ganze Stadtviertel zentral zu beheizen und große Industriebetriebe rund um die Uhr mit Strom zu versorgen. Zieht man die bisher dafür genutzten fossilen Energieträger, also etwa Kohle, Öl und Erdgas, ab, bleibt vor allem Wasserstoff übrig, um vorhandene Kraftwerksstandorte wie die Ingelheimer Aue in Mainz für die nächsten Jahrzehnte fit zu machen. So gesehen ist es sicher nicht zu früh, dass sich die Verantwortlichen dort jetzt mit dem Bau eines Zukunftskraftwerks........

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